Genf - Die Unterzeichnerstaaten der Genfer Konventionen und internationale Organisationen haben Israel vorgeworfen, diese Abkommen in den Palästinensergebieten zu verletzten. UNO-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson sagte bei einer von den Vereinten Nationen einberufenen Konferenz am Mittwoch in Genf, israelische Regierungen hätten bei der Umsetzung internationaler humanitärer Gesetzgebung versagt. Die seit 34 Jahren andauernde Besetzung von Palästinensergebieten stelle nach wie vor "ein fundamentales Problem" dar. Vertreter von 114 Staaten, darunter auch die Europäische Union, forderten Israel und die Palästinenser zu einem umgehenden Verzicht auf Brutalität und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung auf. Der palästinensischen Zivilbevölkerung mangele es an Schutz. Als Vertreter der EU kritisierte der belgische Botschafter Jean-Marie Noirfalisse den "unterschiedslosen und unverhältnismäßigen Gebrauch von Zwang" gegen die Palästinenser. Der UNO-Direktor für palästinensische Flüchtlinge, Peter Hansen, sagte, die Arbeit seiner Behörde in den Palästinensergebieten werde behindert. Israelische Behörden verhinderten immer wieder die Verteilung von Hilfsgütern an die notleidende palästinensische Bevölkerung. An der Konferenz zur Konvention von 1949 über die Behandlung von Zivilisten in Kriegsgebieten nahmen neben 114 Unterzeichnerstaaten auch acht Beobachterdelegationen teil, darunter eine palästinensische Abordnung. Zugleich appellierten die Mitgliedstaaten der Genfer Konvention an Israel, auf vorsätzliche Tötungen, Folter sowie die extensive Zerstörung von Eigentum zu verzichten. Als Verstöße gegen die 4. Genfer Konvention zum Schutz der Zivilbevölkerung werden außerdem Kollektivstrafen und die ungerechtfertigte Einschränkung der Bewegungsfreiheit bezeichnet. In der Abschlusserklärung werden Israel als Besatzungsmacht und die jüdischen Siedlungen in den Palästinensergebieten als illegal bezeichnet. In den Genfer Konventionen sind keine Sanktionen für den Fall der Nichteinhaltung festgeschrieben. Israel und die USA haben die Konferenz boykottiert. Israels Rechtsstandpunkt, dass die 4. Genfer Konvention nicht auf die Palästinensergebiete angewendet werden kann, wurde nach Angaben aus Konferenzkreisen von allen anderen wichtigen Staaten abgelehnt. Israel betrachtet die Palästinensergebiete als umstritten und nicht als besetzt. (APA/dpa)