Wien - Chronischer Lärm ist nicht nur lästig, sondern erhöht
gleichzeitig auch das Risiko für verschiedene Erkrankungen, wie die
des Herz-Kreislauf-Systems. Auf dieses Problem machten Experten bei einer Pressekonferenz in Wien aufmerksam.
Abhilfe schaffen sollen neben der Geräuschvermeidung auch ausgenützte
Ruhephasen.
Befund
"Lärm stellt heute ein gravierendes Umwelt- und Gesundheitsproblem
dar. In der EU sind mehr als ein Viertel der Bevölkerung einem
gesundheitsgefährdenden Geräuschpegel über 65 Dezibel ausgesetzt",
erklärte Hans-Peter Hutter vom Institut für Umwelthygiene der
Universität Wien. In Österreich fühle sich die Hälfte der Bevölkerung
durch laute Geräusche belästigt oder gestört, so Hutter. Dabei stehen
Verkehrs-, Freizeit und der Gewerbelärm an erster Stelle.
"Z.B. haben Untersuchungen der AUVA (Allgemeine
Unfallversicherungsanstalt, Anm.) ergeben, dass in Österreich nur
74,3 Prozent der männlichen und 66,5 Prozent der weiblichen
Arbeitnehmer, die Lärm ausgesetzt sind, Gehörschutz tragen", sagte
Karl Körpert von der AUVA-Hauptstelle Wien. Das hieße, dass von den
insgesamt 400.000 Betroffenen rund 100.000 diese Maßnahmen nicht
treffen. "Das ist verglichen mit dem internationalen Anteil sehr
hoch", meinte Körpert.
Vielfalt der Folgen
So vielfältig wie das Auftreten von lauten Geräuschen ist auch
seine Auswirkung auf die Gesundheit des Menschen, erläuterte Hutter.
"Sie reichen von direkten Schädigungen des Gehörganges und einer
Erhöhung des Herzinfarktrisikos bis zu Beeinträchtigung von
Befindlichkeit und Lebensqualität", sagte der Experte. "Lärm ist ein
so genannter Stressor, der über komplexe Aktivierungsmechanismen das
autonome Nervensystem und das Hormonsystem beeinflusst. So führt er
beispielsweise zu Funktionsänderungen des Organismus und zum
Spiegelanstieg von Blutfetten und Stresshormonen", erklärte Hutter.
Eine Untersuchung in diesem Jahr an Kindern im Inntal bestätigte
diesen Zusammenhang zwischen Lärm und Krankheit. "Die Kinder wurden
in zwei Gruppen eingeteilt. Die einen wurden täglich mit unter 50
Dezibel, die anderen mit über 60 Dezibel beschallt", so Hutter. Dabei
seien bei der Gruppe mit über 60 Dezibel erhöhter Blutdruck,
vermehrte Stresshormone und eine höhere Herzfrequenz festgestellt
worden.
Bewusstsein
"Lärm ist ein Gesundheitsproblem, das sehr unterschätzt wird",
meinte Hutter. Mehr Bewusstseinsbildung sei nötig. Zur Lösung dieses
Problems rate der Experte die Ruhezonen und -zeiten zu erhalten. Auch
sei der Schlaf des Menschen besonders zu schützen. "Dauerschall- und
Maximalpegel sind nachts so zu begrenzen, dass Schlafstörungen
weitgehend ausgeschlossen werden können", so Hutter. Empfohlen werden
auch "SoundEar 2000" von der Firma Neuroth. Das Gerät schlägt sofort
an, wenn der Geräuschpegel zu hoch ist. Auch der Gehörschutz
Neuroth-Antilärm wäre eine Möglichkeit: Er filtert ganz gezielt hohe
Schallfrequenzen, ohne die Kommunikation bei der Arbeit zu
beeinflussen.(APA)