International
Positive internationale Reaktionen auf Einigung bei Afghanistangipfel
EU-Kommission lobt Gespräche auf dem Petersberg - Ehemaliges afghanisches Königshaus: "Historisches Abkommen"
Brüssel/Paris/Moskau - Die EU-Kommission hat die in
Königswinter erzielte Einigung auf eine Übergangsregierung in
Afghanistan gewürdigt. Der für Außenbeziehungen zuständige
EU-Kommissar Chris Patten ließ am Mittwoch durch einen Sprecher in
Brüssel erklären, noch vor Weihnachten werde die europäische Behörde
eine Geberkonferenz einberufen, um die jetzt mögliche
Wiederaufbauhilfe zu organisieren. Nach der Einigung auf dem
Petersberg gebe es dafür jetzt einen Ansprechpartner, betonte Patten.Chirac begüßt Einigung
Auch der französische Staatspräsident Jacques Chirac begrüßte die
Eingung. Die Vereinbarungen stellten eine sehr wichtige Etappe im
Übergangsprozess zur Etablierung einer gewählten Regierung dar, sagte
Chirac nach Angaben des Präsidentenamtes in Paris. Vor allem würdigte
Chirac die Verdienste des UNO-Sonderbeauftragten Lakhdar Brahimi und
das Verantwortungsbewusstsein der an der Afghanistan-Konferenz
beteiligten Delegationen. Nach Zerschlagung des Taliban-Regimes sei
es notwendig, dass sich alle Gruppen des Landes zusammenfinden, um
stabile staatliche Institutionen zu schaffen, die das Recht, die
Freiheit und die Menschenwürde respektierten, erklärte Chirac.
Die russische Führung wertete den Abschluss in Bonn als "äußerst
positiv". Die Vereinbarungen waren nach den Worten des
stellvertretenden Außenministers Alexander Losjukow "ziemlich
weitreichend", wie die Agentur Interfax berichtete. Die diplomatische
Anerkennung der afghanischen Übergangsregierung sei für Moskau
"überhaupt keine Frage". "Wenn die Afghanen diese Führung akzeptiert
haben, so sind wir auch bereit, die Regierung nach ihrer
Zusammenstellung diplomatisch anzuerkennen", sagte Losjukow
Königshaus: "Historisches Abkommen"
Das im römischen Exil lebende afghanische ehemalige Königshaus hat
am Mittwoch die Einigung auf eine neue afghanische Regierung begrüßt.
"Dieses Abkommen ist historisch und ein wertvoller Sieg für das ganze
afghanische Volk", sagte General Abdul Wali, ein Verwandter des
früheren Königs Zahir Schah. Jetzt beginne die schwierige
Vorbereitung der Loya Jirga, der afghanischen Nationalversammlung,
fügte er hinzu. Diese werde über die Zukunft des Landes entscheiden.
Er sei vom Erfolg von Regierungschef Hamid Karsai überzeugt, sagte
Wali. "Karsai ist jung, intelligent und voller Energien." Er äußerte
sich nicht dazu, wann der 87-jährige Zahir Schah in seine Heimat
zurückkehren wird. Der Ex-Monarch lebt seit seinem Sturz 1973 in Rom
im Exil.
Blair: "Chance eines Neuanfangs"
Als eine "wahrhaft bemerkenswerte" Entwicklung hat der britische
Premierminister Tony Blair die Einigung gewürdigt. Das Land habe
damit die "Chance eines Neuanfangs", sagte Blair in London. Mit der
Einigung sei der "Grundstein für eine stabile und erfolgreiche
Zukunft Afghanistans" gelegt worden. Blair führte den Durchbruch auf
den "Mut" der Teilnehmer und die "ausgezeichnete Arbeit" der UNO
zurück.
Afghanistan stünden dennoch in allen Bereichen "enorme Aufgaben"
bevor, erklärte Blair. Das jetzt erzielte Verhandlungsergebnis habe
aber all denjenigen Recht gegeben, die "in den dunklen Tagen nach dem
11. September" daran festgehalten hätten, dass die Werte von "Anstand
und Respekt" über den Terrorismus triumphieren müssten. (APA/dpa)