Bonn - "Es ist ein Anfang, aber noch keine Gleichberechtigung", meinte UN-Sondergesandter Lakhdar Brahimi zur Repräsentanz der Frauen im Interimskabinett. Eine der fünf Stellvertreter des Ministerpräsidenten wird Sima Samar, die gleichzeitig auch Frauenministerin ist.

Die 44-jährige Ärztin ist Hazara und gehörte damit einer Minderheit an. Sie ging 1987 ins Exil nach Pakistan. 1989 trat sie der Organisation Schuhada bei, die sich um die medizinische Versorgung von Frauen und Kindern kümmert und Spitäler einrichtet.

Während der Taliban-Herrschaft gründete Samar Schulen für Mädchen aus Afghanistan, die nach Pakistan geflohen sind. Wiederholt trat Samar gegen das Tragen des Ganzkörperschleiers für Frauen ein. Die Medizinerin arbeitet auch im internationalen Netzwerk "Frauen unter islamischem Recht" mit. Samar zeigte sich in einer ersten Stellungnahme davon überzeugt, dass das frauenfeindliche Erziehungssystem der Taliban schnell überwunden werden wird.

Das Ministerium für öffentliche Gesundheit wird Suhaila Seddiki übernehmen, die ebenfalls Ärztin ist. "Sie ist eine Generalin, hat gekämpft und Kabul nie verlassen", berichtete Brahimi Journalisten in Bonn voll Respekt. Seddiki hat zwar nicht an der Front gekämpft. Den Spitznamen "Generalin Suhaila" hat die Chirurgin verpasst bekommen, weil sie im Militärkrankenhaus auch dann weiteroperiert, wenn rundherum Raketen einschlagen. Seddiki ist 50 Jahre alt, Schiitin und versuchte auch während der Taliban-Herrschaft, ihren Beruf in Kabul auszuüben.

Beide Frauen, die nicht an der Bonner Konferenz teilnahmen, wurden von der königstreuen "Rom-Gruppe" nominiert. Brahimi appellierte in Bonn an Organisationen, weiterhin aktiv für Frauenrechte zu kämpfen.