Die Außenminister der Nato traten am Mittwoch in Brüssel zu ihrer "Herbsttagung" zusammen. Bei dieser ersten Sitzung seit der Ausrufung des Bündnisfalles (Kollektiver Beistand) nach den Terroranschlägen auf die USA ist die weitere Vorgehensweise in Afghanistan und die künftige Rolle der Allianz naturgemäß zentrales Thema.

Als langfristig wichtigste Weichenstellung wurde in Kreisen der Nato-Botschafter aber die Frage nach der weiteren Beziehung zu Russland - wie man den 1997 eingerichteten Nato-Russland-Rat ausbauen werde - eingestuft. Nach mehreren Treffen zwischen US-Präsident George W. Bush und dessen russischen Amtskollegen Wladimir Putin im Verlauf des Jahres, die sogar die Möglichkeit eines russischen Nato-Beitritts nicht ausschlossen, sprechen Diplomaten von "einschneidenden Veränderungen", denen das Bündnis gegenüberstehe.

Nato-Generalsekretär George Robertson sagte Dienstagabend vor der Adenauer-Stiftung in Brüssel, die Allianz und Russland befänden sich gerade in einem "historischen Übergang". Sie würden "feste Partner" werden.

Der Nato-Rat wird voraussichtlich einen Stufenplan beschließen, der die Umwandlung des Nato/Russland-Rates vorsieht. Demnach sollen die Beratungen nicht mehr wie bisher von je einem Vertreter Moskaus und der Allianz mit dem Generalsekretär durchgeführt werden. Angedacht ist, dass es für jedes beteiligte Land einen Sitz geben soll, also 19 Nato-Mitglieder plus Russland, die dann unter Vorsitz des Nato-Generalsekretärs zusammenkommen. Moskau wünscht sich ein gleichberechtigtes Stimmrecht mit den Nato-Mitgliedern und so direkten Einfluss auf Nato-Entscheidungen.

Am Freitag findet der Euro-Atlantische Partnerschaftsrat (46 Länder) statt. Österreich wird von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner vertreten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 6.12.2001)