Wien - "Bosnien-Herzegowina ist heute Teil der Lösung und nicht mehr Teil des Problems." Mit diesen Worten spielte der bosnische Premier und Außenminister Zlatko Lagumdzija am Mittwoch in Wien auf die Rolle seines Landes im Kampf gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität und bei der Verfolgung von Kriegsverbrechern an. "Können Sie sich vorstellen, wie die Region aussehe, wenn die Ereignisse des 11. September vor zwei Jahren geschehen wären, als Milosevic in Serbien und Tudjman in Kroatien und drei nationalistische Parteien in Bosnien an der Macht waren?", meinte Lagumdzija auf eine Journalistenfrage nach den heutigen zwischenstaatlichen Verhältnissen auf dem Balkan. Es gebe keine Alternative zu geregelten Beziehungen, denn "wir sind gemeinsam stabil oder instabil".

Aktionsplan gegen Terrorismus

Außenministerin Benita Ferrero-Waldner begrüßte den Aktionsplan der bosnischen Regierung zur Bekämpfung des Terrorismus. Es sei falsch, alle muslimischen Kämpfer, die während des Krieges nach Bosnien-Herzegowina gekommen waren, mit Extremisten gleichzusetzen. Lagumdzija räumte ein, dass der bosnischen Zentralregierung für durchschlagende Erfolge gegen Terrorismus, organisierte Kriminalität und Kriegsverbrecher die nötigen Kompetenzen fehlten. Daher müssten die zentralen Institutionen und der Rechtsstaat gestärkt werden.

Laut Ferrero-Waldner ist die Zeit reif für eine Aufnahme Bosniens in den Europarat. Der nächste Schritt sei dann ein Assoziationsabkommen mit der EU. Mit einer bis Ende 2002 prognostizierten Gesamtsumme von umgerechnet 14 Milliarden Schilling (1,02 Mrd. EURO) gehöre Österreich zu den größten Investoren in Bosnien. Die rund 120.000 in Österreich lebenden Bosnier stellten ein starkes Bindeglied dar. Lagumdzija würdigte die österreichischen Unternehmer in Bosnien als "Pioniere".

Lagumdzija traf auch mit Bundespräsident Thomas Klestil, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sowie mit Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und österreichischen Unternehmern zusammen. Am Mittwochabend sprach er im Bruno-Kreisky-Forum. (jk, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 6.12.2001)