Die Mediziner fühlen sich durch die seit Oktober geltende Neuregelung, vor allem in der Besoldung, gegenüber anderen Disziplinen massiv benachteiligt. Denn Mediziner, die die Ausbildung zum Facharzt an einer Uni-Klinik absolvieren, verdienen jetzt um ein Drittel weniger als nach dem alten Schema (35.000 Schilling). Ein Facharzt in Ausbildung verdient damit für eine 40-Stunden-Woche brutto ca. 25.000 Schilling (1816 EURO), 14-mal im Jahr (ohne Journaldienste, die nach Fach nur sehr unterschiedlich möglich sind). "Ein Monatsgehalt unter dem einer Krankenschwester und wenig über dem einer Raumpflegerin", sagte eine betroffene AKH-Ärztin. So werde die Uni-Laufbahn zur "abschreckendsten und unattraktivsten Option" für Mediziner, betonte der Vizepräsident der Tiroler Ärztekammer, Christoph Brezinka.
Der Dekan der Wiener Medizinerfakultät, Wolfgang Schütz, sieht durch das neue, unattraktive Dienstrecht die Qualität der Hochschulmedizin und der Patientenversorgung mittelfristig gefährdet. Mit rund 14.000 Schilling netto für Jungmediziner bewege man sich "bald im Bereich der Sittenwidrigkeit".
Laut Ärztekammer gibt es derzeit 500 bis 700 angehende Fachärzte. An den drei Uni-Kliniken werden, so Schütz, im Jahr an die 100 Jungmediziner neu eingestellt. Seit Oktober seien in Wien rund 15, in Graz vier bis fünf vom neuen Gehaltsschema betroffen.
Ministerin Elisabeth Gehrer (VP) sagte, die Gewerkschaft habe dem neuen Gehaltsschema zugestimmt, wenn eine stärkere Differenzierung notwendig sein sollte, würden aber "vernünftige Gespräche" geführt. (nim, bs)