Wien - Vertreter der Wiener und der niederösterreichischen Landesregierung wollen sich spätestens nach den Weihnachtsfeiertagen zu einem Stromgipfel zusammensetzen, bevor sich die Spannungen zwischen beiden Ländern zu einem veritablen Stromkrieg auswachsen. Auch die Burgenländer sind eingeladen. "Wir wollen den früheren Stromkrieg zwischen Wien und Niederösterreich nicht wieder aktivieren", sagte Wiens Finanzstadtrat Sepp Rieder bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Munition für einen Konflikt ist genug vorhanden: Jene 240.000 niederösterreichischen Stromkunden im Wiener Umland, die traditionell von Wienstrom versorgt werden, müssen ebenfalls den Zuschlag für die Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK, gleichzeitige Erzeugung vom Wärme und Energie) zahlen. Dies, ob- wohl der Aufschlag auf die Netzgebühren Landessache ist und er in benachbarten EVN-Gemeinden nicht fällig wird. Bremse Rieder stimmte in den Chor der Kritiker ein, die die zersplitterte Energiegesetzgebung als größte Bremse für das Funktionieren des Strom- marktes sehen. Besonders sauer stößt es Wiens Vizebürgermeister auf, dass den Zuschlag zur Förderung ökologischer KWK-Anlagen nur Abnehmer zu zahlen hätten, die in Gebieten mit solchen Anlagen wohnen, während der Zuschlag für Kleinwasseranlagen auf die Stromrechnungen aller Österreicher aufgeschlagen werde. So müssten Wiens Stromkunden, obwohl sich in der Bundeshauptstadt keine einzige Kleinwasserkraftanlage befinde, die Kleinkraftwerke in Westösterreich über den Strompreis mitfinanzieren. Den Vorwurf, der Wiener KWK-Zuschlag von 10,22 Groschen pro Kilowattstunde sei zu hoch, lässt Rieder nicht gelten. Die Berechnungen würden auch den Stromregulator von der Angemessenheit der eingehobenen Summe überzeugen, glaubt Rieder. Tauschgeschäfte Rieder bot dem Bund an, den Ökozuschlag für die Kraft-Wärme-Kopplungen auf die Netzgebühren ersatzlos zu streichen, wenn der Finanzminister die im Juni 2001 verdoppelte Stromabgabe ersatzlos streicht. Diese sei mit 20,649 Groschen pro Kilo-wattstunde fast doppelt so hoch wie der Ökozuschlag, so der Finanzstadtrat. (rose, DER STANDARD, Printausgabe 6.12.2001)