Washington - Rund zwei Milliarden Menschen in Ländern in Afrika, dem Nahen Osten oder der ehemaligen Sowjetunion hat die Globalisierung bisher nichts gebracht. In diesen Ländern schrumpfte die Wirtschaft, und die Armut stieg. Das geht aus der Studie "Globalisierung, Wachstum und Armut" hervor, welche die Weltbank am Mittwoch in Washington veröffentlichte. "Einige Ängste vor der Globalisierung sind wohl begründet, aber der Preis für eine Umkehr der Globalisierung wäre unerträglich hoch und würde die Wohlstandsaussichten für Millionen Menschen zerstören", sagte der Chefökonom der Weltbank, Nicholas Stern. "Wir müssen dafür sorgen, dass auch die Armen in der Welt von der Globalisierung profitieren." Rund drei Milliarden Menschen in 24 Ländern hätten nämlich in den vergangenen zehn Jahren bereits vom wachsenden Welthandel profitiert. Diese Länder verzeichneten in den Neunzigerjahren Wachstumsraten von rund fünf Prozent, Lebenserwartung und Ausbildungsniveau der Menschen stiegen.
Fit für globale Märkte
Die Studie identifiziert 24 Länder, darunter China, Indien, Ungarn und Mexiko, die sich mit Reformen für die globalen Märkte fit gemacht haben und dadurch erheblich bessere Wachstumsraten verzeichneten als zuvor. In den Sechzigerjahren habe die Wachstumsrate in diesen Ländern ein Prozent betragen, in den Neunzigerjahren dagegen fünf Prozent. In den anderen Entwicklungsländern, zu denen die Weltbank Algerien, Ägypten, Iran, Birma, Pakistan und Venezuela zählt, ging das Pro-Kopf-Einkommen dagegen in den Neunzigerjahren zurück und die Zahl jener Menschen, die in Armut leben, stieg. Die Weltbank schlägt ein Sieben-Punkte-Programm vor: Reiche Länder sollten Handelsbarrieren für Produkte aus Entwicklungsländern und Agrarsubventionen abbauen. Diese Subventionen betragen nach Angaben der Weltbank 350 Mrd. Dollar (392 Mrd. EURO/ 5400 Mrd. S) im Jahr, siebenmal so viel wie Zahlungen für Entwicklungshilfe. Diese sollten aufgestockt und Schulden erlassen werden. Arme Länder sollten Korruption bekämpfen und effiziente Regulierungsbehörden aufbauen. Sie müssten in Gesundheitsvorsorge, Ausbildung und den Aufbau eines sozialen Netzes investieren. Gemeinsam müssten reiche und arme Länder das Problem der Treibhausgase in den Griff bekommen, da unter den befürchteten Klimaveränderungen besonders arme Länder leiden dürften. (dpa, DER STANDARD, Printausgabe 6.12.2001)