Wien - Im Sommer vergangenen Jahres, als die Dotcom-Welt (fast) noch in Ordnung war, präsentierte sich das Wiener Start-up-Unternehmen "brainbows": Äußerlich als Internetagentur herausgeputzt, ging die Gründung der früheren grünen Nationalratsabgeordneten Monika Langthaler mit ihren Kompagnons Christian Nohel und Dieter Hornbacher an den Start. Seither ging es mit der "New Economy" zwar praktisch nur noch in eine Richtung, nach unten; brainbows hingegen sei eineinhalb Jahre nach Gründung kräftig und wohlauf, sagt Monika Langthaler im Gespräch mit dem S TANDARD , auch wenn es eine Konzession an den wirtschaftlichen Zeitgeist gemacht hat: Internet ist nicht mehr das Aushängeschild von brainbows, dafür erwirtschaften traditionelle PR und "politisch-strategische Kommunikationsberatung" den Löwenanteil des Umsatzes. Wirtschaftliche Vorsicht Wirtschaftliche Vorsicht in der Gründungsphase sowie Beweglichkeit danach hat brainbows vor einem Dotcom-Schicksal bewahrt. "Als wir starteten, haben wir lange diskutiert, ob wir nicht zu hundert Prozent auf Internet setzen sollen", erzählt Langthaler. Herausgekommen ist ein anfänglicher Mix von 60 Prozent Internet - sponsorfinanzierte Portale wie biolebensmittel.at, eigene Produkte wie ein von RTL und T-Online gekauftes Kinder-Tierquiz - sowie 40 Prozent PR und Kommunikationsberatung. Inzwischen hat sich das Verhältnis umgekehrt: Die "alten" Geschäftsfelder erwirtschaften jetzt rund 70 Prozent des Umsatzes. Konsequenterweise zog sich der auf neue Medien spezialisierte Hornbacher vor kurzem aus brainbows zurück. Als Glück erwies sich eine konservative Finanzierungs-und Wachstumsstrategie: Statt der Versuchung großer Investoren zu erliegen, was rasches Wachstum und hohen Ertragsdruck bedeutet hätte, verkauften die Gründer nur 15 Prozent an die Investoren Günther Kerbler und Egon Putzi. "Wir wollten nicht mehr hergeben, aber dieser Anteil hat uns den Rücken von Krediten freigehalten", sagt Langthaler. Wenig Chancen für bezahlten Content Für bezahlten Content sieht Langthaler bis auf weiteres wenig Chancen. Sponsoren sind derzeit Voraussetzung, um Inhalte finanzieren zu können. "Aber es wird kommen, dass User zahlen", ist Langthaler überzeugt, "nur kann die kleine Firma brainbows nicht die Speerspitze dieser Entwicklung sein." (Helmut Spudich, DER STANDARD, Printausgabe 6.12.2001)