International
Sicherheitsrat berät über Schutztruppe für Kabul
USA zurückhaltend
New York - Mitglieder des Weltsichersicherheitsrates
haben am Mittwoch Konsultationen über die Aufstellung einer
multinationalen Schutztruppe für Afghanistan aufgenommen. Mit dem
Beschluss über ein Mandat für die Truppe werde jedoch vorerst nicht
gerechnet, weil die USA derzeit noch kein uneingeschränktes Interesse
an deren Entsendung hätten, sagten Diplomaten beteiligter Länder in
New York. Hingegen sei eine Resolution des Rates, mit der die
Beschlüsse der Bonner Afghanistan-Konferenz bestätigt werden, bereits
an diesem Donnerstag zu erwarten.
Frankreich und Großbritannien setzten sich im Sicherheitsrat sowie
in Konsultationen mit den USA für eine baldige Aufstellung der Truppe
ein, hieß es. Führende US-Militärs wie der Oberkommandierende des
Afghanistan-Einsatzes, General Tommy Franks, hätten jedoch derzeit
noch Bedenken. Vorrang habe für sie die völlige Zerschlagung der
Taliban und des Terrornetzwerkes Osama bin Ladens. "Die Amerikaner
befürchten, dass ihre Operationen mit denen einer multinationalen
Truppe mit UNO-Mandat über Kreuz liegen könnten", sagte ein
europäischer UNO-Diplomat.
Bei der von Paris und London angestrebten Truppe geht es offenbar
deshalb zunächst allein um die Sicherung von Kabul. UNO-Sprecher Fred
Eckhard sagte Reportern, der Sicherheitsrat werde sich
voraussichtlich zunächst mit dem Schutz der Haupstadt und ihrer
näheren Umgebung befassen. "Dies ist grundlegend wichtig, weil die
verschiedenen Gruppen, die an dem provisorischen Verwaltungsrat
beteiligt sind und dafür nach Kabul kommen, entsprechenden Schutz
benötigen." Vertreter humanitärer Hilfsorganisationen der UN
erklärten, eine Schutztruppe müsse zugleich die erforderliche
Sicherheit für die Versorgung der Bevölkerung gewährleisten.
Neben Großbritannien und Frankreich hat auch Deutschland
Bereitschaft signalisiert, sich an der Schutztruppe zu beteiligen.
Zudem wird nach Informationen aus diplomatischen Kreisen damit
gerechnet, dass die Türkei ein größeres Kontingent bereitstellen
wird. Auch Jordanien sei im Gespräch. Davon abgesehen werde die
Truppe "im Grunde eine NATO-Angelegenheit" sein. Das Kommando werde
voraussichtlich Großbritannien übernehmen. UNO-Sprecher hatten zuvor
bereits darauf hingewiesen, dass eine Afghanistan-Schutztruppe zwar
mit einem Mandat des Sicherheitsrates ausgestattet werden müsse,
jedoch keine Friedenstruppe unter dem Kommando der Weltorganisation
sein werde.
(APA/dpa)