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Boston - Immense Kostensteigerungen trotz neuer Technologien und rigoroser Bestrebungen zur Verkürzung der Entwicklungszeit für neue Arzneimittel: Die für die Entwicklung eines einzigen innovativen Medikamentes notwendigen Kosten sind seit 1987 von 3,56 auf umgerechnet rund 12,36 Milliarden Schilling im Jahr 2000 gestiegen. Vor allem die klinischen Tests an Probanden und Kranken machen einen immer größeren Teil der Kosten aus. Zu diesem Ergebnis kamen jetzt Fachleute vom "Tufts Center for the Study of Drug Development" in Boston in einer neuen Studie. Im Vergleich: 1976 kostete laut den Berechnungen der Fachleute auf der Basis der Daten von mehreren forschenden US-Pharmakonzernen die Entwicklung eines innovativen Medikaments noch 833 Millionen Schilling. 1987 waren es in einer Vergleichsstudie dann 3,56 Milliarden, um seither auf den Wert von 12,36 Milliarden zu steigen. Die Arzneimittel-Entwicklungskosten sind damit - auf der Basis der US-Zahlen - jedenfalls viel stärker als die Inflation gestiegen. Kostenexplosion Der Direktor des Tufts Center, Dr. Kenneth I. Kaitin: "Die Entwicklung von innovativen Medikamenten war immer teuer und sehr risikoreich. Laut unserer nunmehrigen Untersuchung aber sind die notwendigen Ausgaben dafür explodiert. Diese Kostensteigerung bzw. ihre Eindämmung ist auch die größte Herausforderung, der sich Arzneimittelentwickler - sowohl pharmazeutische als auch Biotechnologie-Unternehmen - stellen müssen. Außerdem müssen sie die dafür notwendige Zeit verkürzen, ohne die Qualität der klinischen Studien zu verringern. Das ist alles sehr schwierig." Derzeit dauert es noch im Durchschnitt 10 bis 15 Jahre, um ein neues Arzneimittel in den USA marktreif zu machen und somit die Zulassung durch die US-Arzneimittelbehörde FDA zu erhalten. Wie risikoreich die Suche nach neuen Arzneimitteln ist, beweisen folgende Zahlen: Von 5.000 im Labor getesteten Substanzen kommen nur fünf bis zum Stadium der klinischen Erprobung an Menschen (zunächst an Gesunden, später an Kranken). Am Ende wird dann nur ein Medikament zugelassen. Kurzfristiges Denken Explodiert sind laut den Tufts Center-Experten vor allem die Kosten für die klinischen Studien. Dr. Joseph A. DiMasi, Hauptautor der neuen Studie: "Besonders signifikant wirkten sich bei den Ausgaben für die klinischen Untersuchungen die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Patienten aus. Außerdem werden immer mehr Medikamente zur Behandlung von chronischen und degenerativen Erkrankungen entwickelt." - Es ist eben einfacher, ein mögliches neues Arzneimittel zu testen, dessen Erfolg sich kurzfristig einstellt, als eines, das "bloß" zur Beherrschung einer chronischen Erkrankung oder zur Hemmung eines fortschreitenden Leiden dienen soll. (APA)