Wirtschaft
IWF stoppt Auszahlung von Hilfskrediten an Argentinien
Wirtschaftliches Reformprogramm nicht ausreichend umgesetzt
Washington/Buenos Aires - Der Internationale
Währungsfonds (IWF) hat die Auszahlung eines neuen Hilfskredites an
Argentinien gestoppt. Die für Dezember vorgesehene Kredittranche in
Höhe von 1,26 Milliarden Dollar (1,42 Mrd. Euro/19,5 Mrd. S) werde
eingefroren, weil die Regierung ihr Reformprogramm nicht umgesetzt
habe, sagte ein IWF-Sprecher am Mittwoch in Washington. Zuvor hatte
eine IWF-Delegation das krisengeschüttelte Land in Südamerika
besucht. Der Währungsfonds bleibe in engem Kontakt mit der Regierung
in Buenos Aires, um ein "dauerhaftes Programm" für
Wirtschaftsreformen zu entwickeln, sagte der IWF-Sprecher.Hilfskredite von strikten Sparprogramm der Regierung abhängig gemacht
Der IWF hatte Argentinien Ende August eine neue Milliardenspritze
in Höhe von insgesamt acht Milliarden Dollar bewilligt, die
Auszahlung der Hilfskredite aber von der Umsetzung eines strikten
Sparprogramms der Regierung von Buenos Aires abhängig gemacht.
Präsident Fernando de la Rua legte Anfang November das sechste
Maßnahmenpaket binnen acht Monaten für die Umschichtung von
Staatsschulden vor.
Seit mehr als drei Jahren in einer Rezession
Wirtschaftsminister Domingo Cavallo lockerte das am Montag
verabschiedete Banken-Notstandsgesetz etwas. Statt wöchentlich nur
250 Dollar dürfen die Argentinier nun bis zu 1000 Dollar auf einmal
abheben, wie Cavallo in Buenos Aires mitteilte. Bei Reisen ins
Ausland dürfen 10.000 statt nur 1000 Dollar mitgenommen werden.
Das südamerikanische Land befindet sich seit mehr als drei Jahren
in einer Rezession. Der Schuldenberg von 132 Milliarden Dollar
entspricht knapp der Hälfte des argentinischen
Bruttoinlandsproduktes. De la Rua schlug einen rigiden Sparkurs ein,
gegen den Tausende auf die Straße gingen. Mehrere Generalstreiks
legten das Land zeitweise völlig lahm.
Die nur wenig später enttäuschten Hoffnung auf einen IWF-Kredit
für Argentinien hatte am Mittwoch ein Kursfeuerwerk an der Börse in
Buenos Aires ausgelöst. Der Merval-Index schoss um 8,02 Prozent oder
17,02 Zähler auf 229,18 Punkte hoch. Das Ausbleiben des Geldes dürfte
nun die schwere Finanzkrise in Argentinien dramatisch verschärfen.(APA/dpa)