Wirtschaft
Androsch: Keine Überlebenschance
"Sehe keinen Handlungsbedarf meinerseits"
Wien - Keine Überlebenschance für den Standort Traiskirchen
als Reifenwerk sieht der Industrielle Hannes Androsch. "Wenn man mit
mir darüber reden will ist das o.k., ich sehe aber keinen
Handlungsbedarf" sagte Androsch auf APA-Anfrage. Der Traiskirchner
Bürgermeister Fritz Knotzer (S) hatte heute angekündigt, mit Androsch
wegen einer "österreichischen Lösung" für Semperit-Reifen in den
nächsten Tagen Gespräche aufnehmen zu wollen.
Androsch verteidigte heute den Verkauf der Semperit Reifen AG an
Continental in seiner damaligen Funktion als Generaldirektor der
Creditanstalt, zu deren Industriegruppe Semperit gehört hatte. "Wir
hätten vor 16 Jahren dieselbe Situation gehabt und standen vor der
Alternative des Zusperrens", sagte Androsch. Die spätere
Konzernpolitik von Continental sei damals nicht absehbar gewesen.
Standort der Konzernzentrale entscheidend
"Es zeigt wieder, dass der Standort der Konzernzentrale
entscheidend ist", so Androsch. Wenn es Alternativen gebe, sei es
wirtschaftspolitisch nicht sehr klug, ans Ausland zu verkaufen. Als
Negativbeispiele nannte Androsch den Papierkonzern Leykam (verkauft
an die südafrikanische Sappi), die Lenzing AG (um die sich Androsch
vergeblich bemüht hat, deren Verkauf an die britische CVC-Gruppe
jedoch von der EU-Wettbewerbsbehörde untersagt wurde, Anm.) sowie
auch die Austria Tabak.
Diese österreichischen Konzerne hätte ohne weiteres auch allein
bestehen können, seien aber "ohne Grund" an ausländische Eigentümer
verkauft worden, meinte Androsch.
Anders sei die Situation bei der Telekom Austria oder der AUA, die
beide auf Sicht wohl nicht allein lebensfähig seien.(APA)