International
Arlacchi-Nachfolge vor Klärung
Massiv kritisierter Leiter des Wiener UNO-Büros nimmt Anfang 2002 den Hut
Rom - Der Direktor des in Wien ansässigen UNO-Büros für
Drogenkontrolle und Verbrechensverhütung (ODCCP) sowie des UNO-Büros
in Wien (UNOV), Pino Arlacchi, wird sehr wahrscheinlich nach dem
Auslaufen seines Vertrags Ende Februar 2002 von einem weiteren
Italiener ersetzt werden. Nach Angaben der römischen Tageszeitung "la
Repubblica" (Donnerstagsausgabe) soll ein Vertrauensmann von
UNO-Generalsekretär Kofi Annan, Patrizio Civili, die Leitung des
ODCCP übernehmen.Höchstrangiger Nachfolgekandidat
Der 56-jährige Civili, Sekretär des UNO-Koordinationskomitees ACC,
ist nach Arlacchi der höchstrangigste italienische Diplomat bei den
Vereinten Nationen. Civili ist seit 1969 im Dienste der Vereinten
Nationen tätig.
Civilis Kandidatur soll laut "Repubblica" nicht nur das "Ja"
Annans, sondern auch die Zustimmung der italienischen Regierung
erhalten haben, nachdem zwei weitere Kandidaten mit italienischer
Staatsangehörigkeit, der amtierende Polizeichef Gianni De Gennaro und
Annans enger Mitarbeiter, Giandomenico Picco, abgelehnt hatten, die
Nachfolge Arlacchis anzutreten. Zu den italienischen Kandidaten, die
als mögliche künftige ODCCP-Chefs im Gespräch waren, zählte auch der
Ex-Bürgermeister von Palermo und Symbolfigur des Kampfes gegen die
Mafia, Leoluca Orlando.
Stichtag 28. Februar 2002
Arlacchis Amtszeit läuft am 28. Februar 2002 aus, sein Nachfolger
sollte nach dem Zeitungsbericht aber erst im Juni die Führung des
ODCCP übernehmen. Annan soll Arlacchi vorgeschlagen haben, künftig in
New York die UNO-Aktivitäten gegen den Terrorismus zu koordinieren.
Neben seiner Erfahrung im Kampf gegen die Mafia in Italien und später
gegen die internationale organisierte Kriminalität könnten ihm auch
seine Kontakte zugute kommen, die er bei der Drogenbekämpfung in
Afghanistan mit den Taliban hatte. Arlacchi hatte sich wiederholt zur
Umsetzung seiner Anti-Drogen-Projekte in Afghanistan aufgehalten.
Anfang Oktober hatte es nach Gesprächen Arlacchis mit Annan bei
der UNO geheißen, es sei vereinbart worden, dass Arlacchi bis Mitte
2002 in Wien im Amt bleibe. Arlacchis Amtsführung war umstritten. In
einem im Juni veröffentlichten Kontrollbericht wurde dem ODCCP
Missmanagement, mangelnde Transparenz, schlampige Rechnungsführung
und Demotivierung der Mitarbeiter vorgeworfen. Arlacchi, der im
Bericht allerdings namentlich nicht genannt wird, lege ein "stark
zentralistisches und willkürliches" Führungsverhalten an den Tag. Der
Bericht räumt allerdings ein, dass in Wien seit Jänner 2001
Gegenmaßnahmen getroffen worden seien. Anerkannt wurde, dass der
Exekutivdirektor dem Wiener Büro "öffentliches Profil" gegeben und
die Arbeit der Behörde zielgerichteter gestaltet habe.(APA)