Linz - Der Schuss aus einer Schrotflinte wirft ein Wiederansiedelungsprojekt für Habichtskauze des World Wide Fund for Nature (WWF) in Oberösterreich weit zurück. Vermutlich bei einer Treibjagd wurde in dieser Woche "Artus", der männliche Teil des im vergangenen Jahr im Mühlviertel ausgesetzten Pionierpärchens, getötet. Der Schütze dürfte sich des Unrechts bewusst gewesen sein, trennte er doch den mit einem Markierungsring versehenen Fang des Vogels ab. Auch die Jägerschaft zeigt sich entsetzt. Beim WWF beziffert man den materiellen Schaden auf rund eine Million Schilling (72.672 Euro), der Schaden für den Erfolg des Projektes sei hingegen noch gar nicht abzusehen. Erstmals seit 80 Jahren lebten die Vögel wieder in freier Wildbahn, nun muss Ersatz gesucht werden. Es gibt aber nur noch wenige Zuchtpaare des Greifvogels, man hofft nun, dass das Weibchen in Südböhmen oder Bayern, wo ebenfalls Tiere ausgesetzt wurden, einen Partner findet. Sollte der Schütze gefunden werden, will der WWF auch Schadenersatz fordern. Auch beim oberösterreichischen Landesjagdverband (LJV), der das vom WWF initiierte Wiederansiedlungsprojekt unterstützte, zeigt man sich erschüttert. "Ich kann mir nur vorstellen, dass es eine Verwechslung war", erklärt LJV-Geschäftsführer Helmut Sieböck. Denn Greifvögel dürfen generell nicht geschossen werden. Kann der Täter ausgeforscht werden, so droht ihm ein mehrjähriger Entzug der Jagderlaubnis wegen "mangelnder Zuverlässigkeit", dessen ist sich Sieböck sicher. (moe, DER STANDARD Print-Ausgabe 7/8/9.11.2001)