Die Nutzung des Internets durch Rechtsextremisten zur Verbreitung ihrer antisemitischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Propaganda steigt weiter an. Zu dieser Erkenntnis sind die Initiative "Zusammen gegen Rechts im Internet" (ZgR) und der Verein "no abuse in internet" e.V. (naiin) nach einem Arbeitstreffen gestern, Mittwoch, in Berlin gekommen. Auch die "Qualität" der einzelnen rechtsextremen Web-Angebote wird immer höher, hieß es in einer Aussendung der Organisationen. Professionelleres Auftreten Die beiden Vereine arbeiten seit mehr als einem Jahr gemeinsam gegen Rechtsextremismus im Internet. "Einschlägige" Web-Angebote seien insbesondere medial und interaktiv professioneller gestaltet denn je, hieß es. MP-3-Download-Sektionen, in denen ganze Alben von rechtsextremen Bands zum kostenlosen Herunterladen angeboten werden, sowie aufwändig programmierte Intros und Layouts gehören seit geraumer Zeit zum Standard. Daneben seien so genannte Hass-Listen wie die der Präsenz "Neo Germania", die in diesem Jahr bereits für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt hätten, nicht nur weiterhin erreichbar, sondern auch um Fotos der so genannten "Feinde des Reichs" ergänzt worden. Zweischneidiges Zunehmende Möglichkeiten der Verschlüsselung und Anonymisierung im Internet, das Ausweichen der Rechtsextremisten auf ausländische Server und die oftmals vielfachen Spiegelungen erschweren zunehmend die Identifizierung und Bekämpfung rechtsextremer Propaganda/Täter im Internet, erklärten ZgR und naiin e.V.. "Die bundesdeutschen Behörden stehen dieser Entwicklung leider weitgehend machtlos gegenüber, da ihnen meist die technische Ausstattung fehlt, um solche Straftaten optimal verfolgen zu können", so Martin Regenbrecht, Geschäftsführer von naiin e.V. Falsche Strategien "Und wenn dann schon einmal gehandelt wird, kommen sinnlose Strategien wie die der Bezirksregierung Düsseldorf zum Tragen", sagte Dennis Grabowski, Leiter der Initiative "Zusammen gegen Rechts im Internet" (ZgR). Zur Erklärung: Die Bezirksregierung hatte die Access-Provider in Nordrhein-Westfalen dazu gedrängt, den Zugang zu vier größtenteils Neonazi-Propaganda verbreitenden US-Websites zu sperren. Die deutsche Internet-Wirtschaft kritisierte diese Maßnahme unter Hinweis darauf, dass das Problem derartiger illegaler Inhalte bei deutschen Providern bzw. Servern in der Bundesrepublik weitestgehend nicht mehr bestehe. "Die wirklich Zuständigen sind jetzt gefragt. Ihre Aufgabe muss es sein, diesen Defiziten innerhalb der Strafverfolgung entgegenzuwirken", erklärte Grabowski. (APA)