Wirtschaft
Kämpferische Töne in Betriebsversammlung
"Belegschaft hat nichts mehr zu verlieren" - AK und ÖGB unterstützen
Traiskirchen - Durchaus kämpferische Töne gab es am
Donnerstagnachmittag in einer mehr als einstündigen
Betriebsversammlung mit Hunderten Mitarbeitern zweier Schichten bei
Semperit in Traiskirchen, nachdem der Conti-Konzern seine
Schließungspläne für den Standort bekannt gegeben hatte. "Die
Belegschaft hat nichts mehr zu verlieren", betonte
Betriebsratsvorsitzender Alfred Artmäuer.
"Ich bin nicht sehr optimistisch, aber ich bin kämpferisch", so
Artmäuer. "Wir wollen die Arbeitsplätze erhalten, unter welchem
Arbeitgeber auch immer." Für eine Rettung hoffe er auch auf
österreichische Industrielle, sagte der Vorsitzende des
Betriebsrates.
"Erschüttert und enttäuscht"
Die Semperit-Mitarbeiter seien nicht nur "zutiefst erschüttert",
sondern vor allem "enttäuscht von den Herren bei Continental", so
Artmäuer weiter. "Wir werden Maßnahmen beschließen - dann, wenn es
weh tut", kündigte er fast im selben Atemzug an.
"Der Konzern kümmert und schert sich nicht um Tausende Mitarbeiter in
Europa. Es ist ihm egal, wenn er ein Heer von Arbeitslosen
hinterläßt", kritisierte Artmäuer. Er vertrat überdies die
Auffassung, dass sich das Kaufverhalten der Österreicher bei
Autoreifen "gravierend ändern" werde. Continental würde diesbezüglich
"die Sensibilität der Österreicher unterschätzen".
Staudinger: "Wir werden jedes Mittel ausschöpfen"
Unterstützung erhielten die Semperit-Mitarbeiter von der AK und
vom ÖGB. AKNÖ-Präsident ÖGBNÖ-Vorsitzender Josef Staudinger war bei
der Betriebsversammlung ebenso anwesend wie die Vizepräsidentin und
Frauenvorsitzende des Gewerkschaftsbundes, Renate Csörgits.
"Wir werden jedes Mittel ausschöpfen", kündigte Staudinger vor der
Belegschaft an. Vermisst habe er am Donnerstagnachmittag in
Traiskirchen "verantwortungsvolle Politiker". Sein Verständnis höre
auf, "wenn überhaupt nichts geschieht". "Der Konzern hat Euch im
Stich gelassen", sagte Csörgits und forderte einen Krisengipfel der
Bundesregierung zu Traiskirchen. Immerhin gehe es um "Tausende
Schicksale". (APA)