International
Wissenschaftler öffnen Anthrax-Brief an Senator Leahy
Sicherheitsbehörden erhoffen Hinweise auf Täterschaft
Washington - US-Biowaffenexperten haben den vor drei
Wochen entdeckten Anthrax-Brief an Senator Patrick Leahy unter
höchsten Sicherheitsvorkehrungen geöffnet. Nach Presseberichten vom
Donnerstag versuchten sie dabei, nicht nur alle Sporen aufzufangen,
sondern auch alle Spuren auf dem Brief zu erhalten, die auf den Täter
hinweisen könnten. Über zwei Monate nach Bekanntwerden des ersten
Anthrax-Falls haben die Ermittler weiterhin keinerlei Hinweise auf
den oder die Täter.
Das amerikanische Bundeskriminalamt FBI setzt große Hoffnungen auf
die Auswertung des Briefs an Leahy, da er der einzige Brief ist, der
nicht von einem der Empfänger aufgemacht wurde und damit noch
unversehrt war. Dies erhöht die Chance, Fingerabdrücke oder
Faserspuren auf dem Brief zu finden. Der Brief war in einer
abgelegenen Poststelle des Kongresses entdeckt worden, wo die Briefe
an die Abgeordneten und Senatoren seit dem Eintreffen des Briefs an
Senatsführer Tom Daschle sicherheitshalber aufbewahrt wurden.
Sporen hoch entwickelt
Erste Voruntersuchungen hatten ergeben, dass die Anthrax-Sporen in
dem Brief ähnlich hoch entwickelt und fein sind wie die in dem Brief
an Daschle. Beide Briefe wurden binnen weniger Minuten in derselben
Sortiermaschine in der Poststelle in Trenton im Bundesstaat New
Jersey bearbeitet.
Die Gesundheitsbehörden befürchten, dass Zehntausende Briefe, die
in der Poststelle Trenton kurz nach den Anthrax-Briefen sortiert
wurden, verseucht wurden und an ihnen zumindest geringe Mengen Sporen
haften blieben. Diese Verbreitungsmethode wird als Erklärung für den
Tod von zwei Frauen in Erwägung gezogen, für die es bisher keine
sichere Erklärung gibt. Insgesamt starben bisher fünf Menschen an
Milzbrand. 13 weitere Menschen infizierten sich mit dem Erreger, mit
dem die USA, die frühere Sowjetunion und andere Staaten jahrelang im
Rahmen ihrer Biowaffenprogramme experimentierten. (APA/dpa)