International
UNHCR: Rückkehr der meisten Flüchtlinge nicht vor dem Frühjahr
Geberkonferenz im Jänner in Tokio
Berlin - Mit einer organisierten Rückkehr der
afghanischen Flüchtlinge aus den Nachbarländern ist nach Einschätzung
des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR nicht vor dem kommenden Frühjahr
zu rechnen. Rückkehr und Wiederansiedlung würden dann mehrere Jahre
dauern, bekräftigte der Sprecher des UNHCR Deutschland, Stefan
Telöken, am Donnerstag in Berlin am Rande der Jahreskonferenz der
Afghanistan Unterstützergruppe.
Laut UNO-Flüchtlingshochkommissar Ruud Lubbers sind schon vor dem
11. September allein in die Nachbarstaaten Iran und Pakistan 3,5
Millionen Afghanen geflohen. Im Lande selbst gab es damals laut
Telöken schätzungsweise eine Million Binnenflüchtlinge. Diese
Menschen machten fast ein Fünftel der afghanischen Bevölkerung aus.
Rückkehr vielfach unmöglich
Ein Teil der Flüchtlinge, die innerhalb des Landes vertrieben
worden sind, sei schon auf dem Weg in ihre Heimatregion. Allerdings
mache der einbrechende Winter sowie die unüberschaubare
Sicherheitslage eine Rückkehr in viele Gegenden derzeit unmöglich,
sagte der Sprecher. Die Wiederansiedlung der Flüchtlinge sei von
entscheidender Bedeutung für den Wiederaufbau des nach gut
20-jährigem Krieg am Boden liegenden Landes. Auf diese Weise werde
dem Land wieder dringend benötigte Produktivkraft zurückgegeben.
Hans-Joachim Preuß von der Deutschen Welthungerhilfe forderte am
Rande der Berliner Konferenz, die - zweifellos noch vorhandenen -
afghanischen Fachkräfte müssten von Anfang an voll in Planung,
Durchführung und Krontrolle des Wiederaufbaus einbezogen werden. Die
lokalen Kapazitäten müssten gestärkt werden, um den Aufbau
langfristig zum Erfolg zu führen. Dabei sollten bereits jetzt für das
stark von der Landwirtschaft geprägte Afghanistan Konzepte für die
Zeit nach der Winternothilfe aufgestellt werden. Dringend notwendig
seien Saatgut und Bewässerungssysteme.
Arbeitsbedingungen verbessert
Nach Darstellung des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF haben sich die
Arbeitsbedingungen für die Helfer in den vergangenen Wochen deutlich
verbessert. UNICEF-Sonderbotschafter Nigel Fisher betonte in Berlin,
die "oberste Priorität" bei der humanitären Hilfe habe nun das
Überleben der Kinder. Die Organisation befürchtet, dass 100.000
Kinder den Winter nicht überleben, wenn ihre Familien keine Hilfe von
außen bekommen. Preuß bemängelte allerdings die bisherige
Koordination der Hilfsaktionen.
Die Einigung auf eine Übergangsregierung machte den Weg frei für
eine milliardenschwere Wiederaufbauhilfe. Dafür sind in den kommenden
Jahren 6,5 Milliarden Dollar (7,29 Mrd. Euro/100,3 Mrd. S) im
Gespräch. An der Konferenz am Mittwoch und Donnerstag in Berlin
nahmen neben den 15 Mitgliedstaaten der Unterstützergruppe auch
Vertreter der EU sowie der UNO- und privaten Hilforganisationen teil.
Im Jänner ist eine große Geberkonferenz in Tokio geplant. (APA/dpa)