Berlin - Mit einer organisierten Rückkehr der afghanischen Flüchtlinge aus den Nachbarländern ist nach Einschätzung des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR nicht vor dem kommenden Frühjahr zu rechnen. Rückkehr und Wiederansiedlung würden dann mehrere Jahre dauern, bekräftigte der Sprecher des UNHCR Deutschland, Stefan Telöken, am Donnerstag in Berlin am Rande der Jahreskonferenz der Afghanistan Unterstützergruppe. Laut UNO-Flüchtlingshochkommissar Ruud Lubbers sind schon vor dem 11. September allein in die Nachbarstaaten Iran und Pakistan 3,5 Millionen Afghanen geflohen. Im Lande selbst gab es damals laut Telöken schätzungsweise eine Million Binnenflüchtlinge. Diese Menschen machten fast ein Fünftel der afghanischen Bevölkerung aus. Rückkehr vielfach unmöglich Ein Teil der Flüchtlinge, die innerhalb des Landes vertrieben worden sind, sei schon auf dem Weg in ihre Heimatregion. Allerdings mache der einbrechende Winter sowie die unüberschaubare Sicherheitslage eine Rückkehr in viele Gegenden derzeit unmöglich, sagte der Sprecher. Die Wiederansiedlung der Flüchtlinge sei von entscheidender Bedeutung für den Wiederaufbau des nach gut 20-jährigem Krieg am Boden liegenden Landes. Auf diese Weise werde dem Land wieder dringend benötigte Produktivkraft zurückgegeben. Hans-Joachim Preuß von der Deutschen Welthungerhilfe forderte am Rande der Berliner Konferenz, die - zweifellos noch vorhandenen - afghanischen Fachkräfte müssten von Anfang an voll in Planung, Durchführung und Krontrolle des Wiederaufbaus einbezogen werden. Die lokalen Kapazitäten müssten gestärkt werden, um den Aufbau langfristig zum Erfolg zu führen. Dabei sollten bereits jetzt für das stark von der Landwirtschaft geprägte Afghanistan Konzepte für die Zeit nach der Winternothilfe aufgestellt werden. Dringend notwendig seien Saatgut und Bewässerungssysteme. Arbeitsbedingungen verbessert Nach Darstellung des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF haben sich die Arbeitsbedingungen für die Helfer in den vergangenen Wochen deutlich verbessert. UNICEF-Sonderbotschafter Nigel Fisher betonte in Berlin, die "oberste Priorität" bei der humanitären Hilfe habe nun das Überleben der Kinder. Die Organisation befürchtet, dass 100.000 Kinder den Winter nicht überleben, wenn ihre Familien keine Hilfe von außen bekommen. Preuß bemängelte allerdings die bisherige Koordination der Hilfsaktionen. Die Einigung auf eine Übergangsregierung machte den Weg frei für eine milliardenschwere Wiederaufbauhilfe. Dafür sind in den kommenden Jahren 6,5 Milliarden Dollar (7,29 Mrd. Euro/100,3 Mrd. S) im Gespräch. An der Konferenz am Mittwoch und Donnerstag in Berlin nahmen neben den 15 Mitgliedstaaten der Unterstützergruppe auch Vertreter der EU sowie der UNO- und privaten Hilforganisationen teil. Im Jänner ist eine große Geberkonferenz in Tokio geplant. (APA/dpa)