Wien - Der Machtkampf zwischen Konsumentenschutzminister Dieter Böhmdorfer (FP) und den Sozialpartnern um die Zukunft des Vereins für Konsumentenschutz (VKI) geht in die nächste Runde. "Man muss den Konsumentenschutz den Österreichern zurückgeben. Das ist wie beim ORF", sagt Böhmdorfer im Interview mit dem STANDARD . Nach dem Vorbild des ORF soll der VKI in eine Stiftung umgewandelt werden. Ein fünfköpfiger Stiftungsrat soll das Vermögen des VKI verwalten - also auch die Subventionen des Bundes und die Mitgliedsbeiträge der Sozialpartner. Mit dieser neuen Konstruktion könnte Böhmdorfer erreichen, was er schon länger anstrebt: einen größeren Durchgriff auf diese Organisation und ein Zurückdrängen der Sozialpartner. Derzeit haben im VKI die Sozialpartner - Arbeiter- und Wirtschaftskammer, ÖGB und Landwirtschaftskammer - das Sagen. Der Bund ist nur ein außerordentliches Mitglied, ist aber der größte Zahler. Zuletzt steuerte der Bund 22 Millionen, die AK neun Millionen, Wirtschaftskammer und ÖGB je fünf Mio. S bei. "Der VKI ist Sache der Sozialpartner und muss vom Staat unabhängig bleiben", kontert Harald Glatz, neuer VKI-Obmann. Käme die Regierung offiziell mit ins Boot, wäre der VKI auch auf europäischer Ebene nicht mehr glaubwürdig. Böhmdorfer hingegen pocht auf eine Zusage des AK-Chefs Herbert Tumpel, der Verständnis für das Motto habe: Wer zahlt schafft an. AK will mehr Geld Wichtiger für Glatz ist, dem VKI für nächstes Jahr ein höheres Budget zu sichern, um die üblichen Kostensteigerungen auffangen und mehr in die Zeitung Konsument investieren zu können. Diese publiziert unter anderem Testergebnisse und verzichtet bewusst auf Inserate, um unabhängig zu bleiben. Zusätzliches Geld könne nur über mehr Leser hereinkommen, um die verstärkt geworben werden müsse. Bis zur Mitgliederversammlung am 19. Dezember will Glatz erreichen, dass die Sozialpartner ihre Mitgliedsbeiträge für 2002 erhöhen. Dann müsste auch Böhmdorfer mehr zahlen, denn laut dem bis dahin geltenden Vertrag, muss das Ministerium die Beiträge der ordentlichen Mitglieder verdoppeln. Von dieser Idee ist Böhmdorfer nicht begeistert. Der Minister streitet aber ab, beim Konsumentenschutz sparen und dem Nulldefizit huldigen zu wollen. Er kritisiert Glatz, der in seiner Doppelfunktion als VKI-Obmann und als AK-Abteilungsleiter für Konsumentenschutz in der AK eine Beitragsaufstockung durchsetzen will. Auch über die künftigen Aufgaben des VKI wird noch gestritten. Böhmdorfer möchte die persönliche Beratung österreichweit ausweiten. Auch Bauern, Pensionisten und Generaldirektoren will er beraten wissen. "Das klingt zwar gut", sagt Glatz. "Böhmdorfer sagt aber nicht dazu, was das kostet und wer das zahlen soll." WKÖ für Rollenteilung Die Sozialpartner, vor allem aber auch die Wirtschaftskammer, macht sich für eine Rollenaufteilung stark: Der VKI soll in erster Linie die Verbraucher informieren - über Konsument, Internet usw. - und Tests durchführen. Die persönliche Beratung der Konsumenten aber, die Beschwerden nach dem Kauf, sollen andere machen: die Arbeiterkammer. Die ist ohnehin in allen Bundesländern vertreten und habe beschlossen, den kostenlosen Rechtsschutz für Konsumenten ab Jänner österreichweit auszubauen. (Lydia Ninz, Der Standard, Printausgabe, 07.12.01)