Wien - "Ich hätt' drüben bleiben können. Aber meine Eltern wollten, dass ich zuerst die Schule fertig mache." Aus Michael Pinzolits wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein NBA-Star geworden, die messen in seltenen Fällen bloß 1,87 Meter in der Länge. Immerhin spielte er als 16-Jähriger drüben in Oklahoma in der Highschool-Mannschaft, und das ist ihm insofern angerechnet worden, als er seit neun Jahren zur Ersten von UBC Uniqa Mattersburg 49ers zählt. Das Schuljahr zählte nicht, er musste es daheim in Eisenstadt wiederholen, aber man könne deshalb nicht sagen, dass es sich um ein verlorenes Jahr gehandelt habe. Einer der wenigen Heimischen

Pinzolits, 26-jähriger Guard, ist einer der wenigen Österreicher, die in der österreichischen Basketball-Bundesliga ernsthaft mitwirken, er gehört nicht immer, aber doch immer wieder zur Starting Five der Mattersburger. Während die kanadischen und britischen Profis in Mattersburg zwei Mal pro Tag trainieren, üben Pinzolits und drei andere, die so wie er in Wien studieren, nur einmal pro Tag. Zum Pendeln dient der Vereinsbus. Einmal in der Woche trifft er sich mit Freunden beim Wirten. Und weil man selber auch manchmal beim "Holunderstrauch" vorbei schaut, plauderte man gleich über Basketball.

Der Blick in die Ferne

Im Fernsehen gibt sich Pinzolits hin und wieder NBA-Partien, er ist vor allem am Comeback von Michael Jordan interessiert. Jener Jordan, der vor dem Comeback als bestverdienender Sportler der Welt gegolten hatte, und der einige Milliarden im Körberl hat. Jetzt spielt er für das Minimum-Gehalt von einer Million Dollar, und das spendet er für die Hinterbliebenen der Opfer der Terrorattacken von New York und Washington.

Herr Architekt ist das Ziel

Pinzolits kassiert auch dafür, dass er im Schnitt, wie er errechnet hat, heuer bisher 12 Punkte pro Spiel für die Mattersburger geworfen hat. Nicht soviel, dass für das Leben nach dem Basketball etwas übrig bleiben wird. Aber soviel, dass er sich sein Studium finanzieren kann. In ein paar Jahren möchte er ganz gern fertiger Architekt sein. Im Nationalteam spielte er auch schon, aber dieses existiert immer nur dann und auf Zeit, wenn es eine Qualifikation für eine EM-Qualifikation zu erledigen gilt, und die ist in den vergangenen Jahren noch nie positiv erledigt worden.

Nachwuchsarbeit und Computer

Pinzolits war in seiner Jugend ein guter Schwimmer, gewann eine Menge Landesmeistertitel, ehe ihm ein basketballbegeisterter Lehrer den Weg wies. Unlängst einmal hat der Bub eines Bekannten bei einem Match vorbei geschaut und war nicht begeistert. "Der kannte das Spiel aus der Playstation, und am Computer beherrscht er es auch. Er war ganz enttäuscht, dass in Wirklichkeit nur 50 Prozent der Dreipunktversuche auch ans Ziel kamen."

Platz vier war der Plafond

Platz vier war das Beste, das Pinzolits mit den Mattersburgern bisher erreichte. Derzeit sind sie so gut drauf wie noch nie, sie liegen auf dem zweiten Tabellenplatz. Am Samstag besuchen sie die Bears Kapfenberg, den regierenden Meister. Und der kommt am Donnerstag zum Gegenbesuch. Zwecks Cup.
www.oebv.or.at (Benno Zelsacher, Printausgabe DerStandard.at, 7.12.2001)