Berlin - Zum Abschluss der Geberkonferenz für
Afghanistan haben die Unterstützerländer dem vom Krieg zerstörten
Land umfangreiche Hilfe zugesichert. Die Geberkonferenz sei
entschlossen, "den Prozess der politischen Stabilisierung
Afghanistans umfassend zu unterstützen", teilte das Auswärtige Amt am
Donnerstagabend in Berlin mit. Dies solle eng abgestimmt mit den
Geberländern, den Organisationen der Vereinten Nationen und den
Nichtregierungsorganisationen geschehen, hieß es weiter. Das
UNO-Kinderhilfswerk UNICEF befürchtet unterdessen, dass bis zu
100.000 Kinder in Afghanistan den Winter nicht überleben, wenn ihre
Familien keine Hilfe von außen bekommen.
Auf der Tagesordnung der zweittägigen Konferenz hätten eine
Vielzahl praktischer Fragen der humanitären Hilfe und des
Wiederaufbaus in Afghanistan gestanden, teilte das Auswärtige Amt
weiter mit. Neben der Erstversorung von Flüchtlingen seien gezielte,
langfristig angelegte Projekte zur Rückführung von Flüchtlingen und
Vertriebenen und ihre Integration in die afghanische Gesellschaft
erörtert worden.
"Unterstützergruppe" 1996 gegründet
An der Geberkonferenz nahmen neben Repräsentanten der fünfzehn
führenden Geber-Länder, Vertreter der Europäischen Union, von
UNO-Hilfsorganisationen, vom Roten Kreuz und nichtstaatlichen
Hilfsorganisationen teil. Deutschland hat noch bis Ende Dezember den
Vorsitz der 1996 gegründeten so genannten Unterstützergruppe für
Afghanistan inne. Anfang Jänner geht der Vorsitz an Norwegen über.
Die Geberländer hatten im Oktober in Genf mehr als 600 Millionen
Dollar (673 Mill. Euro/9,26 Mrd. S) an Hilfen zur Lösung der
dringendsten humanitären Probleme in Afghanistan zugesagt.
Deutschland hat dafür 98 Millionen Mark (50,11 Millionen Euro) und
weitere 160 Millionen Mark (81,81 Millionen Euro) für den
Wiederaufbau versprochen.
Die Teilnehmer hätten darin übereingestimmt, dass nach dem
erfolgreichen Abschluss der Petersberg-Konferenz und der Einsetzung
einer Übergangsverwaltung durch die Vereinten Nationen der
afghanischen Bevölkerung konkrete Perspektiven für eine friedliche
Zukunft aufgezeigt werden müssten. Die entscheidene Rolle werde dabei
jedoch den Afghanen selbst zukommen.
Die Hauptgefahr sei, dass chronisch mangelernährten Kinder an
Entkräftung sterben könnten, betonte der Vorsitzende der UNICEF
Deutschland, Reinhard Schlagintweit in Berlin. Das Überleben der
Kinder müsse deshalb oberste Priorität bei der humanitären Hilfe
haben. Der UNICEF-Sonderbeauftragte Nigel Fisher sagte, dass die
öffentlichen Schulen bald wieder geöffnet werden könnten. Fisher
betonte, das öffentliche Grundschulsystem werde für Buben wie auch
für Mädchen schnell wieder aufgebaut. Am 21. März beginne in
Afghanistan das neue Schuljahr. Zu diesem Zeitpunkt könnten bereits
anderthalb bis zwei Millionen Kinder wieder eine öffentliche Schule
besuchen. (APA)