Wirtschaft
Internethandel: Dreizehn Billionen Schilling Umsatz bis 2005 in Europa erwartet
Wirtschaftskammer will heimische Unternehmen auf elektronische Marktplätze bringen
Wien - Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) will die
österreichischen Unternehmen nicht nur - wie berichtet - ins Internet
bringen, sondern sie nun auch zur aktiven Nutzung bewegen. Aktuell
nützen nur 8 Prozent der sacherzeugenden Industrieunternehmen
elektronische Marktplätze im Netz, das Potenzial liegt aber bei 35
Prozent, geht aus einer neuen Studie des industriewissenschaftlichen
Instituts (IWI) hervor. Derzeit werden laut WKÖ bereits 8,6 Mrd. Euro
(118,3 Mrd. S) in Europa über elektronische Marktplätze umgesetzt.
Bis 2005 wird mit einer Verzehnfachung auf 916,6 Mrd. Euro (12,61
Bill. S) gerechnet.
Ein kräftiger Anteil dieses Online-Umsatzes soll auch für
österreichische Firmen abfallen, sagte WKÖ-Generalsekretär Christian
Domany am Freitag. Das genaue Potenzial wollte Domany
allerdings nicht einschätzen. Von den 300.000 bei der
Wirtschaftskammer registrierten Unternehmen haben aktuell 77 Prozent
einen Internetanschluss, im Laufe des kommenden Jahres sollen alle
300.000 am Netz sein. Zumindest jene davon, die über einen hohen
Exportanteil und einen Jahresumsatz von über 50 Mill. S verfügen,
sollten sich auch an Marktplätzen beteiligen, meint Domany.
B2B-Potenzial
Bei elektronischen Marktplätzen für Unternehmen, so genannten B2B
(Business-to-Busines)-Plattformen, können Firmen ausschließlich
untereinander Produkte bzw. Dienstleistungen kaufen und verkaufen.
Einige Betriebe wickeln über diese Plattformen auch bereits ihre
Beschaffung und mitunter sogar ihr komplettes Lieferkettenmanagement
ab. Konsumenten sind - im Gegensatz zu B2C
(Business-to-Consumers)-Seiten - von B2B-Handelsplätzen
ausgeschlossen. Das Potenzial der B2B-Märkte wird aber weitaus größer
eingeschätzt als jenes der B2C-Seiten.
Laut Domany können Unternehmen durch die Nutzung solcher
B2B-Seiten vor allem Kosten beim Einkauf einsparen. Auf der anderen
Seite erhalten sie außerdem die Möglichkeit ihre eigenen Produkte
weltweit und kostengünstig anzubieten. Die rund 8 Prozent der
heimischen Betriebe, die bereits auf Handelsplattformen präsent sind,
nutzen laut IWI-Studie den Marktplatz zu 50 Prozent als reine
Verkaufsplattform, zu 32 Prozent ausschließlich für Einkäufe und zu
18 Prozent sowohl für Einkauf als auch für den Verkauf.
Kosten
Die Kosten für den Eintritt in einen Marktplatz liegen demnach
zwischen 10.000 S und 2 Mill. S, die jährlichen laufenden
Nutzungskosten schwanken zwischen 5.000 S und 500.000 S. "Diese
Investitionen rechnen sich aber sehr, sehr schnell", so Domany.
Sechs-Stufen-Plan
Weltweit gibt es derzeit ungefähr 5.200 B2B-Marktplätze. In Europa
beläuft sich die Zahl auf etwa 1.500, tatsächliche wirtschaftliche
Bedeutung haben davon rund 170 Marktplätze. Der heimische Markt wird
derzeit von über 70 Marktplatzbetreibern bearbeitet. Eine Liste aller
für Österreich relevanten Marktplätze soll ab nächstem Jahr über die
Homepage der Wirtschaftskammer
abrufbar sein.
Die Liste ist Teil eines Sechs-Stufen-Plans, mit dem die WKÖ den
Unternehmen die Marktplätze "schmackhaft machen" will. Unter anderem
sieht dieser Plan auch eine "Direct-Mail-Aktion" vor, bei der die WKÖ
ihre Mitglieder auf die Vorteile der Marktplätze aufmerksam macht.
Darüber hinaus bietet auch das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI)
Beratung zum digitalen Auftritt an. Zum Thema IT gibt es beim WIFI
rund 1.500 Kurse pro Jahr. (APA)