Belgrad - Frankreich ist gegen eine AuflösungJugoslawiens (Serbien und Montenegro) und wünscht eine "demokratischeErneuerung" der Föderation unter Berücksichtigung der territorialenEinheit. "Diese Botschaft soll in Montenegro und im Kosovo verstandenwerden", sagte der französische Präsident Jaques Chirac am Freitag ineinem Vortrag an der Belgrader Universität. Das Streben der kleinerenTeilrepublik Montenegro nach Unabhängigkeit bezeichnete er als "nichtzeitgemäß" und trage nicht zum Frieden und der Stabilität in derRegion bei. Es ist der erste Besuch eines westlichen Staatschefs seit derEntmachtung des ehemaligen jugoslawischen Diktators SlobodanMilosevic im vergangenen Herbst. Nach einem Meinungsaustausch mit demjugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica würdigte Chirac die bisjetzt eingeleitete Demokratisierung und die Reformen in Serbien. "DieBundesrepublik Jugoslawien hat es verdient, wieder ihren Platz inEuropa einzunehmen", sagte Chirac, der am Samstag nach Kroatienweiterreist. Zukunft des gemeinsamen Staates Es sei auch über die Zukunft des gemeinsamen Staates von Serbienund Montenegro und die Notwendigkeit einer Reform der bestehendenFöderation gesprochen worden, sagte Kostunica. DiesbezüglicheVorschläge von Chirac und der Europäischen Union empfinde Belgrad als"Ansporn und Ermunterung" für die Fortsetzung der Verhandlungen,sagte Kostunica. Montenegros Präsident Milo Djukanovic, der sich mit Chirac amAbend in der französischen Botschaft traf, wiederholte den Wunschnach Unabhängigkeit, aber auch die Bereitschaft, den Dialog zurLösung der innerjugoslawischen Krise mit Belgrad fortzusetzen. DieGespräche würden noch bis Jahresende stattfinden. "Alle Optionen sindoffen", sagte er nach dem Gespräch. Zusammenarbeit mit Tribunal Chirac erörterte mit Kostunica auch die Notwendigkeit derZusammenarbeit Jugoslawiens mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal inDen Haag. "Alle, die Kriegsverbrechen begangen haben, müssen sichungeachtet ihrer Volkszugehörigkeit dafür verantworten", sagteChirac. Diese Zusammenarbeit benötigt nach Worten Kostunicas abereine gesetzliche Grundlage. Er kündigte erneut die Vorbereitung einesentsprechenden Gesetzentwurfs an. Das UNO-Tribunal wirft denBelgrader Behörden vor, manche der Kriegsverbrecher, darunter auchden ehemaligen Befehlshaber der bosnischen Serben, Ratko Mladic, zuschützen. Belgrad hat dies bestritten. Am Abend traf sich der französische Präsident auch mit demserbischen Regierungschef Zoran Djindjic und drückte dabei seineUnterstützung für die von dessen Kabinett begonnenen tief greifendenReformen aus, wie der Sender Studio B berichtete. (APA/dpa)