Jerusalem - Israel erwägt nach Angaben von Ministerpräsident Ariel Sharon eine Ausweitung seiner Militäreinsätze in den Palästinensergebieten. "Unsere Einsätze sind noch nicht beendet. Angesichts der gegenwärtigen Lage müssen wir unsere Aktivitäten vielleicht ausweiten", sagte Sharon am Sonntag. Zuvor waren mindestens acht Menschen bei einem Selbstmordattentat eines radikalen Palästinensers in Haifa verletzt worden. Die israelische Regierung kündigte "harte" Vergeltung an. Das Militär werde in Autonomiegebiet eindringen, um diejenigen zu "bestrafen, die die Terroristen entsenden", sagte ein Regierungsvertreter. In der Nacht war die israelische Armee in zwei Dörfer im Westjordanland eingerückt, dabei wurden vier Menschen getötet. Die palästinensische Autonomiebehörde verurteilte den Selbstmordanschlag in Haifa und kündigte die Bestrafung der Verantwortlichen an. Die Auftraggeber würden vor Gericht gestellt, sagte Kabinettsminister Ahmed Abdelrahman am Sonntag. Zugleich betonte er, der Anschlag sei das Ergebnis der "israelischen Aggression gegen das palästinensische Volk". Bei Selbstmordanschlägen radikaler Palästinenser am vergangenen Wochenende waren 25 Menschen getötet worden. Israel hatte nach den Anschlägen Sicherheitseinrichtungen der Palästinenser angegriffen. Sharon wirft der Palästinenserregierung von Präsident Yassir Arafat vor, nicht hart genug gegen Extremisten vorzugehen. Auch die USA haben von Arafat größere Anstrengungen gegen islamische Extremisten verlangt. Rattengift Israelische Medien haben am Sonntag berichtet, dass der Sprengsatz eines der beiden Selbstmordattentäter, die vor einer Woche in Jerusalem elf Israelis töteten, erstmals außer Nägeln und Sprengstoff auch Rattengift enthalten habe. Polizisten hatten sich nach dem Anschlag über einen "merkwürdigen Geruch" am Ort der Explosion beschwert. Das Gift habe den Rettungskräften jedoch keinen Schaden zugefügt, schrieb die Zeitung Yediot Achronot. Dennoch sollten Sanitäter und Polizisten bei künftigen Anschlägen besondere Schutzanzüge tragen, hieß es. Der israelische Polizeiminister Uzi Landau warf der Palästinenserbehörde am Sonntag vor, für das Gift im Sprengsatz verantwortlich zu sein. Die Tatsache, dass die Palästinenser den Bomben chemische Giftstoffe beimischten, bedeute eine weitere Verschärfung des Kampfes. Israel werde daher nun auch "sehr viel schärfere Mittel im Kampf gegen den Terror" einsetzen, sagte Landau dem israelischen Armeesender. Am Sonntag ist einer der vor einer Woche in Jerusalem Verletzten in einem Krankenhaus gestorben. (Reuters, AFP, dpa, DER STANDARD, Printausgabe 10.12.2001)