Somalia
Afrika-Expertin warnt vor US-Operation in Somalia
"Wer die Lunte an Somalia legt, kann in Ostafrika einen Flächenbrand auslösen"
Nairobi/Berlin - "Wer die Lunte an Somalia legt, kann
in Ostafrika einen Flächenbrand auslösen", warnt die deutsche
Afrika-Expertin und langjährige Korrespondentin Bettina Gaus
am Montag in einem Beitrag für die Berliner "tageszeitung" (taz).
Jede Entwicklung in Somalia habe weitreichende Auswirkungen auf die
Nachbarstaaten Äthiopien, Dschibuti und Kenia. "Somalia ist nicht
Afghanistan", schreibt Gaus. "Wer Bomben für ein geeignetes Mittel
hält, um islamistische Terrornetzwerke zu bekämpfen, der dürfte auch
Somalia für ein geeignetes Ziel dieser Bomben halten. Wer hingegen
meint, die USA nutzten den Krieg nur als Vorwand zur Begleichung
alter Rechnungen, der wird in einem derartigen Militärschlag
einen Beweis für diese These sehen". Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) sei für einen zu
erwartenden Ansturm somalischer Flüchtlinge nach Kenia und Äthiopien
bereits gerüstet. Eine deutsche Bundeswehr-Erkundungsdelegation habe
Möglichkeiten ausgelotet, Dschibuti als Stützpunkt für deutsche
Marineeinheiten zu nutzen, die vermutlich vor der somalischen Küste
eingesetzt werden sollen.
Keine Hinweise auf weltweite Kontakte
"Seit Jahren gibt es Hinweise, denen zufolge Kräfte aus dem Sudan,
aus Saudiarabien und aus dem Iran in Somalia mitmischen. Aber nichts
deutet darauf hin, dass diese dort eine Kaderorganisation aufgebaut
haben, die weltweit Terror verbreitet. Vielmehr sind es ganz
unterschiedliche Interessen, die religiösen Fundamentalismus in dem
Land nähren. Zwischen somalischen Privatleuten, die sich einfach nur
nach Ruhe sehnen, Geschäftsmännern, die auf verbesserte
Handelsbeziehungen hoffen, Kriegsfürsten, die militärische
Unterstützung wünschen und religiösen Fanatikern gibt es
Schnittmengen - und tiefe Gräben. Eine Grenze zwischen verdächtigen
Islamisten und harmloser Zivilbevölkerung lässt sich schwer ziehen".
Erfolglose Operation "Restore Hope"
Wie schlecht die "an überschaubare Machtverhältnisse gewöhnte"
internationale Gemeinschaft mit den komplizierten Verhältnissen in
Somalia umgehen könne, habe sich vor rund zehn Jahren gezeigt. 1992
intervenierte eine zunächst US-geführte UNO-Truppe mit dem Ziel, eine
Hungersnot zu bekämpfen. "Infolge eines unzureichenden Mandats und
umfassender Ahnungslosigkeit (...) mutierten die ausländischen
Streitkräfte zur Konfliktpartei, beschäftigten sich bald nur noch
damit, die Sicherheit der eigenen Leute zu gewährleisten, und räumten
schließlich 1995 erfolglos und gedemütigt das Feld. Seither sind die
Chancen auf Frieden in Somalia nicht gestiegen". (APA)