International
Interimsregierungschef: Streit um Vorherrschaft in Kandahar beigelegt
Bei US-Angriffen 24 Zivilisten in Paktika getötet
Kabul - Der Streit zwischen den rivalisierenden
Paschtunen-Stämmen um die Vorherrschaft in der südafghanischen Stadt
Kandahar ist beigelegt: Unter Vermittlung des designierten
Interims-Regierungschefs Hamid Karsai einigte sich eine Versammlung
aus örtlichen Stammesführern am Sonntag darauf, dass der frühere
Gouverneur Hadshi Gul Agha die Stadt bis zur Bildung einer neuen
Regierung in Afghanistan weiter verwalten soll.
Gul Aghas Rivale Mullah Nakibullah habe diesen Vorschlag selbst
gemacht, sagte Karsai telefonisch der Nachrichtenagentur AFP in
Kabul. Die Taliban hatten bei ihrer Kapitulation am Donnerstag die
Kontrolle über Kandahar zunächst an Nakibullah übertragen. Truppen
von Gul Agha lieferten sich daraufhin heftige Gefechte mit
Nakibullahs Kämpfern.
Vorbereitung
Im Anschluss an das Treffen in der ehemaligen Residenz von
Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar beteten die Stammesführer nach
Karsais Angaben außerhalb der Stadt gemeinsam "für Frieden und
Wohlstand für Afghanistan". Nach der Schlichtung des Streits um die
Kontrolle über Kandahar sei nun seine wichtigste Aufgabe, sich in
Kabul auf seine Amtsübernahme vorzubereiten, sagte Karsai. Die
Interimsregierung soll laut dem Bonner Afghanistan-Abkommen am 22.
Dezember ihre Arbeit aufnehmen.
Bei US-Angriffen kamen in der südost-afghanischen Provinz Paktika
am Wochenende nach Angaben der Nachrichtenagentur AIP mindestens 24
Zivilisten ums Leben. US-Kampfflugzeuge hätten in der
Provinzhauptstadt Scharana mehrere Fahrzeuge beschossen, meldete die
in Pakistan ansässige Agentur unter Berufung auf informierte Quellen.
Unter den Toten seien auch fünf Kinder und vier Frauen. Neben der
Bergfestung Tora Bora, die derzeit heftig von US-Kampfbombern
beschossen wird, könnten die Höhlen in den Sandsteinfelsen der
Provinz Paktika dem mutmaßlichen Terroristenführer Osama bin Laden
als Versteck dienen. (APA)