Finanzen & Börse
200 Millionen Kontoumstellungen zu Euro-Silvester
Schilling-Bargeldumlauf geht schon seit Monaten zurück
Wien - In der größten Geldumstellung, die es für die
europäischen Banken jemals gegeben hat, werden am verlängerten
"Changeover-Weekend" die Bankleitungen glühen: In Österreich werden
weit mehr als 30 Millionen Kundenkonten für den Start des Euro als
neues gesetzliches Zahlungsmittel zum 1. Jänner 2002 vom Schilling
automatisch (ausschließlich) auf Euro umgestellt. Parallel dazu
kommen pro Konto noch je 5 bis 10 Buchungsaufträge (Überweisungs-,
Dauer-, Einziehungs/Abbuchungs-Aufträge etc.). Im Schnitt ergibt das
mehr als 200 Millionen technische Umstellungs-Transaktionsschritte,
die unmittelbar danach noch ein- bis zweimal gecheckt werden müssen.
Dieser riesige Abwicklungsschritt werde Standleitungen,
EDV-Programme und Bankbeschäftige im Höchstmaß beanspruchen, sagte
Wirtschaftskammer-Vizepräsident Rene Alfons Haiden, Euro-Beauftragter
der Kammer und Bank Austria-Berater. Haiden
hatte sich selbst seinerzeit als offener Kritiker der (von
individuellen Ausnahmeöffnungen unterbrochenen) feiertagsbedingten
Schließtage in der "heißen Phase" bezeichnet, sieht die die Sachlage
aber nun aber anders.
Keine Angst vor Engpässen
Vor Engpässen beim neuen Bargeld brauche keiner Angst zu haben,
sagt Haiden. Erstens würden um Mitternacht zum 1. Jänner Tausende
Bankomaten sowie Geldausgabeautomaten in den Banken-Foyers Euro als
primäre Bargeldquelle ausgeben; weiters gebe es für den ersten
Kleingeldbedarf für die Bevölkerung ab Mitte Dezember die
Münz-Startpakete, deren Emissionsvolumen in den letzten Wochen
laufend nach oben geschraubt worden sei. Und schließlich gelte der
Schilling in Österreich bis zum 28. Februar 2002 parallel zum Euro
noch als Barzahlungsmittel, wobei Handel und Gastronomie angehalten
seien, in Euro herauszugeben.
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat erst diesen Freitag
mitgeteilt, dass sämtliche OeNB-Filialen am Neujahrstag von 9:00 bis
13:00 Uhr offen haben und somit der Bevölkerung zum Kauf von
Euro-Bargeld zur Verfügung stehen werden. Lediglich die Öffnung in
der Steiermark war zunächst noch nicht fix. Einige österreichische
Banken haben angekündigt, vor Silvester bzw. am Neujahrstag je nach
lokalem Bedarf ebenfalls aufzusperren bzw. vor und nach dem
Jahreswechsel an den normalen Banktagen länger offen zu halten.
Neue Ära des bargeldlosen Zahlens
Haiden glaubt im Übrigen, dass die Euroumstellung in Österreich
eine neue Ära des bargeldlosen Zahlens einläuten wird. Die
Plastikgeldeinkäufe könnten binnen kurzer Zeit nach bisherigen
Prognosen um die Hälfte zunehmen. Schon seit Monaten gehe in
Österreich der Schilling-Bargeldumlauf (Scheine wie Münzen) spürbar
zurück, seit Jahresbeginn waren es fast 30 Mrd. S (2,18 Mrd. Euro). (APA)