International
US-Generalstabschef: Amerikanischer Taliban-Anhänger Walker liefert "nützliche Informationen"
Der als Kriegsgefangener behandelte US-Staatsbürger wurde in Camp Rhino verhört
Washington - Die USA gehen offenbar davon aus, dass
der vergangene Woche als Taliban-Kämpfer festgenommene US-Amerikaner
John Walker auch über Kenntnisse über die El-Kaida-Organisation von
Osama bin Laden verfügt. US-Generalstabschef General Richard Myers
sagte am Sonntag (Ortszeit) im US-Fernsehen, Walker befinde sich im
Gewahrsam der US-Marines im afghanischen Camp Rhino und werde dort
weiter verhört. Ihm würden zunächst alle Rechte eines
Kriegsgefangenen gewährt, obwohl die USA ihn als Häftling ansähen.
Über die Anklage werde erst später entschieden.
Walker, der mit 16 Jahren als ehemaliger Katholik zum Islam
konvertierte und als "Abdul Hamid" eine militärische Ausbildung in
Pakistan und Afghanistan erhalten haben soll, sei "kooperativ und
mitteilsam", sagte Myers dem Sender CBS. Über seine Rolle als Talib
könne noch nicht viel gesagt werden. Walker sei aber auf jeden Fall
"sehr dicht am Geschehen" gewesen. Er habe auch bereits "sehr
nützliche Informationen" geliefert und werde dies wohl auch weiter
tun, fügte Myers hinzu.
Die "Washington Post" berichtete, in den USA erwarte Walker
vermutlich ein Zivilprozess, wahrscheinlich wegen Hochverrats, Mord
oder Verschwörung. Myers sagte, von der Kooperation Walkers werde mit
abhängen, wie die Anklageerhebung gegen ihn ausfallen werde. Walker
befand sich unter den rund 80 Kämpfern der El Kaida, die ein von der
Nordallianz angerichtetes Blutbad während eines Aufstands gefangener
Taliban in der vergangenen Woche überlebten. Er wurde von Kämpfern
der Nordallianz den Amerikanern als Gefangener übergeben. (APA/Reuters)