Wien - Die rund 1300 Gläubiger der Ende 1998 spektakulär in Konkurs geschlitterten Riegerbank werden wider Erwarten doch noch einen "namhaften Millionenbetrag" ihrer Gelder zurückbekommen, sagte der Wiener Rechtsanwalt Klemens Dallinger im Gespräch mit dem S TANDARD .

Dallinger hat in seiner Funktion als Masseverwalter der Riegerbank nicht nur vor kurzem die 20 Wechselstuben "für den sehr guten Preis" von 68 Mio. S an die deutsche Reisebank verkauft. Der Anwalt hat vor allem einen über viele Jahre laufenden Prozess gegen die Nationalbank respektive die Republik gewonnen.

Beugt sich die Notenbank der Entscheidung des Wiener Landesgerichtes für Zivilrechtssachen und geht nicht erneut in Berufung, was angesichts der Faktenlage höchst wahrscheinlich sei, könnten der Konkursmasse demnächst bis zu 322 Millionen Schilling zufließen, freut sich Dallinger. Wolfgang Rieger, der derzeit seine Gefängnisstrafe von achteinhalb Jahren wegen Veruntreuung und betrügerischer Krida in der Justizstrafanstalt Garsten absitzt, wird von dem Geld naturgemäß nichts sehen.

Dabei hatte Rieger selbst seit 1987 einen Amtshaftungs-und Schadenersatzprozess gegen die Notenbank und damit die Republik Österreich geführt und erfolgreich bis zum Obersten Gerichtshof durchgefochten. Die Höchstrichter waren 1994 zu dem Schluss gekommen, die Notenbank habe Rieger "schuldhaft pflichtwidrig" eine beantragte Devisenhandelskonzession nicht erteilt. Rieger hatte den Gewinnentgang von 322 Mio. S eingeklagt.

Erst nach seiner Verhaftung und Verurteilung habe sich die Notenbank 2000 zu einer Wiederaufnahmsklage entschlossen und diese nun abermals verloren, weil sich keine entscheidenden Neuigkeiten gegenüber den früheren Prozessen ergeben hätten. Dallinger: "Der Umstand, dass Rieger mittlerweile im Gefängnis sitzt, spielte keine Rolle. Das Gericht hat sinngemäß gesagt, in den 80ern und frühen 90er-Jahren war Rieger kein Betrüger, erst die letzten Bilanzen waren gefälscht. Daher hätte er die Devisenhandelskonzession bekommen müssen."

Noch nicht entschieden ist Dallingers Prozess gegen die Exaufsichtsräte der Riegerbank, Hannes Androsch und Johannes Zierer, die der Masseverwalter auf Schadenersatz in Höhe von 100 Mio. S geklagt hat. Der Richter habe das Verfahren zwar bereits geschlossen, doch das schriftliche Urteil werde erst in den nächsten Wochen ergehen. Dallinger: "Wer auch immer unterliegt, wird danach sicherlich in Berufung gehen."

(Michael Bachner, Der Standard, Prinatausgabe, 10.11.2001)