Wien - Die wirtschaftlichen Auswirkungen des ersten österreichischen BSE-Falles ließen sich noch nicht beziffern, erklärte der Pressesprecher der Agrarmarkt Austria (AMA), Oskar Wawschinek, am Wochenende. Der Rindfleischabsatz sei zuletzt etwa zehn Prozent unter den Ergebnissen des Vergleichszeitraumes des Vorjahres gelegen. Die Bauern hätten allerdings um rund ein Viertel weniger für das Schlachtvieh erhalten. Erst in den letzten Wochen ist der Preis laut dem AMA-Sprecher wieder in die Nähe des Niveaus vom vergangenen Jahr gekommen. Unmittelbar nach den Nachrichten im Zusammenhang mit dem BSE-Skandal Ende November 2000 brach der österreichische Rindfleischmarkt völlig zusammen: Maststiere waren über Wochen de facto unverkäuflich, Schlachthöfe mussten mangels Schlachtvieh vorübergehend zusperren. Die Preise für Rindfleisch fielen binnen Wochen um mehr als 20 Prozent, jene für Schweinefleisch dagegen stiegen um 15 Prozent - bis Anfang des Jahres auch der Schweinemastskandal ruchbar wurde. Auswirkungen könnte der nun diagnostizierte BSE-Fall auch auf den österreichischen Agraraußenhandel haben: Allein die Lieferungen zum wichtigsten Handelspartner Deutschland für das Jahr 2001 wurden noch im Oktober auf 18,2 Milliarden Schilling (1,32 Milliarden EURO) hochgerechnet. Gesundes Alpenimage Österreich profitierte in den vergangenen Monaten dabei von seinem "gesunden Alpenimage" und eben der BSE-Freiheit. So hat sich der Rindfleischexport nach Deutschland im Jahresvergleich auf 344 Millionen Schilling (25 Millionen EURO) verdoppelt. Zu den größten Gewinnern der Fleischkrise zählen unterdessen die Biolandwirte. Der Umsatz im österreichischen Naturkosthandel wird heuer rund eine Milliarde Schilling (72,7 Millionen EURO) betragen. Das ist knapp ein Drittel mehr als im Jahr 2000. Im Lebensmitteleinzelhandel - vor allem über Billa und Merkur mit "Ja! Natürlich" sowie über Spars "Natur Pur" - werden noch einmal rund drei Milliarden Schilling (218 Millionen EURO) umgesetzt. Zirka eine halbe Milliarde (36,35 Millionen EURO) wird pro Jahr per Direktvermarktung, etwa Biobauernmärkte, erlöst. (chr, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 12. 2001)