St. Pölten/Wien - "Mir fällt ein Stein vom Herzen. Die letzten Tage waren schrecklich" - Heidi H., Bäuerin aus Kollnitz bei Melk, gehörte am vergangenen Wochenende zu den wenigen, die sich im Zusammenhang mit BSE freuen konnten. Die positiv auf Rinderwahn getestete Kuh stammt nicht von ihrem Hof, sondern von einer Landwirtschaft aus dem Bezirk Gmünd. Im Schlachthof Martinsberg waren Gewebeproben durcheinander geraten, der Betrieb der H.s irrtümlich gesperrt worden. Wie das passieren konnte, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Fest steht inzwischen jedenfalls: Das infizierte Tier ist ein 70 Monate altes Rind, das aus einem mittelständischen österreichischen Milch- und Fleischbetrieb mit 70 Stück Vieh kommt. Laut Gerald Grosz, dem Sprecher von Gesundheitsminister Herbert Haupt (FPÖ), haben inzwischen mehrere BSE-Tests ein positives Ergebnis gebracht: "Wir gehen deswegen von einem Rinderwahnfall aus, auch wenn die Ergebnisse aus den Referenzlabors in der Schweiz und Großbritannien erst Mitte kommender Woche feststehen." Futtermittelproben Wie es zu der Infektion gekommen ist, ist laut Grosz ebenfalls noch nicht geklärt. Vom illegalen Futtermittelimport - auch hier ermittelt die Staatsanwaltschaft - bis zu verseuchten Impfstoffen sei alles möglich. Genaue Blut-, Futter- und Genkontrollen könnten darüber Aufschluss geben. Ein Untersuchungsergebnis der Futterproben wird für heute, Montag, erwartet. Nach Abschluss der Untersuchungen werden die Tiere des betroffenen Waldviertler Hofs getötet. Der Bauer, der weiterhin anonym bleiben soll, wird nach dem Tierseuchengesetz entschädigt. Die Mittel dafür habe das Finanzministerium bereits zugesagt. Fix ist auch, dass im kommenden Jahr weiterhin flächendeckend BSE-Tests durchgeführt werden. Seit Mitte des Jahres erlaubt die EU auch Stichproben-Untersuchungen. Da sich die Bundesländer weigerten, ihren Teil zur Finanzierung der Tests (seit Ausbruch der Krise wurden 212.000 Rinder überprüft) beizutragen, wälzte die Regierung Pläne, nur mehr punktuell zu kontrollieren. Haupt-Sprecher Grosz erklärte nun: "Bis auf weiteres wird auch im kommenden Jahr flächendeckend getestet. Die Geldmittel dafür hat der Finanzminister bereitgestellt." Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer (ÖVP) ließ indes verlauten, man habe damit gerechnet, dass "hie und da ein Fall auftreten" werde; statistische Berechnungen hätten dies vermuten lassen. Bevor es keinen genauen Aufschluss über die Ursache der Infektion gebe, seien auch Schuldzuweisungen wie sie die Opposition nun verteile, verfrüht. Die Konsumentensprecherin der Grünen, Gabriela Moser, zitierte einen Bericht des Veterinäramtes der EU, in dem die Umsetzung der BSE-Schutzbestimmungen in Österreich bemängelt worden war. Es gebe keine effiziente Kontrolle darüber, ob Risikomaterial auch wirklich entfernt wird. Die Vertauschung der Proben indes ist für SPÖ-Konsumentenschutzsprecher Johann Maier "Ausdruck der Pleiten-, Pech- und Pannenpolitik der Bundesregierung". Gesundheits- und Landwirtschaftsminister betonen, dass kein verseuchtes Fleisch in die Nahrungskette gelangt sei: "Das österreichische Rindfleisch im Handel ist sicher." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 12. 2001)