Film
Hongkong-Filme die großen Sieger bei den "chinesischen Oscars"
Je vier "Golden Horses" an die Filme von Fruit Chan und Stanley Kwan
Am Samstag, den 8. Dezember, gingen im taiwanesischen Hualien die "Golden Horse Awards" über die Bühne, sozusagen die Verleihung der "chinesisch-sprachigen Oscars". Hongkong war an diesem Abend der große Sieger, Fruit Chans Durian Durian
und Stanley Kwans
Lan Yu
gewannen je vier Awards.
Durian Durian
, der Überlebensstrudel zweier heimlich Immigrierter in Hongkongs ärmlicheren Stadtteilen, wurde dabei zum Besten Film gewählt. Hauptdarstellerin Qin Hai-lu wurde sowohl Beste Darstellerin wie auch Beste Nachwuchsdarstellerin - und war entsprechend überwältigt.
Für
Lan Yu
, eine grimmige Aussenseiter-Story über zwei der großen chinesischen Tabus - Homosexualität und Tienamen - und auf Basis des (chinesischen)
Online-Romans "Beijing Story"
entstanden, wurde der Melodramen-Spezialist Stanley Kwan mit der Besten Regie ausgezeichnet. Dazu kamen die Awards für das Beste Adaptierte Drehbuch, den Besten Schnitt und der für den Besten Darsteller, Liu Ye (übrigens einst in Peking Klassenkamerad der Besten Darstellerin Qin Hai-lu).
Die von der Wirtschaftskrise der letzten Jahre arg dezimierte und massiv auf ausländische Investoren angewiesene taiwanesische Filmindustrie musste sich mit lobenden Erwähnungen bzw. Presien für zwei Produktionen begnügen, die beide französisch kofinanziert und auch bei der
Viennale 2001
bereits zu sehen waren:
Der als einziger taiwanesischer Film in der Bester-Film-Kategorie vertretene
What Time Is It There
von Tsai Ming-liang erhielt zwei lobende Erwähnungen. Und im Fall von Hou Hsiao-hsiens
Millenium Mambo
passierte dasselbe wie in Cannes: Die Juroren wollten ihm keinen inhaltlichen Preis zugestehen, wohl aber würdigten sie die technische Raffinesse der Durchführung - mit zwei "Golden Horses" für den Original-Soundtrack und die Filmtoneffekte. Einen wunderbaren Eindruck vom Anfang November in Frankreich regulär angelaufenen
Millenium Mambo
, diesem m.E. Designerfilm-Blender par excellence, erhält man auf der
Océan Films Webseite
(siehe vor allem die "vidéos"!).
Vollkommen leer ging dagegen
Beijing Bicycle
von Wang Xiao-shuai aus: Mit der Empfehlung des Silbernen Bären der Berlinale 2001 gekommen, führte keine der sechs Nominierungen zu einer Auszeichnung. Ebenfalls serienweise nominiert und dann ohne "Golden Horses" blieb
Midnight Fly
, die Geschichte eines mysteriösen Liebes-Dreiecks mit Anita Mui und Simon Yam; unter den neuen Nominierungen waren die für die Beste Darstellerin sowie beide Nebenrollen-Kategorien.
Insgesamt sind die "Golden Horse Awards", deren Webseite
goldenhorse.org.tw
die Resultate vorerst noch nicht wiedergibt, mehr noch als im Vergleich die US-Oscars ein alljährliches großes Gipfeltreffen aller Big Player der Filmindustrie der diversen Chinas; die Debatten um Taktiken und Absprachen hinter den Auszeichnungen dauern dann noch Wochen. Einen großen Dominator des Events - wie im Vorjahr
Crouching Tiger, Hidden Dragon
mit 13 Nominierungen und sechs Preisen - gab es dieses Jahr wohl nicht, das Wiedererstarken von Hongkong wird jedoch noch für einiges an Gesprächsstoff sorgen.
hcl auf Basis von Reuters