Wien - Im Traiskirchener Semperit-Reifenwerk, dessen Schließung in der vergangenen Woche von der Konzernmutter Continental beschlossen worden ist, hält der Betriebsrat am Dienstagvormittag eine Betriebsversammlung ab, in der die Beschäftigten über eine weithin grassierende Fehlmeinung aufgeklärt werden sollen: Nach missverständlichen "Politikeraussagen" glauben viele Semperit-Arbeiter fälschlicherweise, die vom Arbeitsmarktservice (AMS) geleisteten Zahlungen an Teilnehmer der Arbeitsstiftung erfolgten zusätzlich zum Arbeitslosengeld, erfuhr die APA am Montag aus Betriebsratskreisen der Semperit Reifen. Tatsächlich entspricht die den Teilnehmern an der Arbeitsstiftung monatlich gezahlte Summe im Wesentlichen dem Arbeitslosengeld. Es kann aber - anders als das Arbeitslosengeld - während des gesamten Verbleibs in der Arbeitsstiftung, also bis zu vier Jahre lang, bezogen werden. Finanziert wird die Summe, die den Lebensunterhalt sichern soll, vom AMS, von Conti kommt eine als "Stipendium" titulierte kleinere monatliche Zuwendung von 500 bis 1.000 S (bis 72,7 Euro) dazu. Die Ausbildung der Stiftungsteilnehmer soll mit durchschnittlich 100.000 S pro Jahr und Person von Continental finanziert werden. Aufsichtsratssitzung Wenige Stunden nach der Betriebsversammlung soll in den Mittagsstunden eine Aufsichtsratssitzung der Semperit Reifen stattfinden. Mit Spannung wird erwartet, ob Aufsichtsratschef Hans-Joachim Nikolin, der am Donnerstag vergangener Woche das Aus für den Standort offiziell verkündet hat, an der Sitzung teilnehmen wird. Nikolin hatte vergangene Woche das Öffentlichmachen der Entscheidung so knapp vor Weihnachten mit der Aufsichtsratssitzung am 11. Dezember begründet, in der die Planzahlen für das Budget 2002 vorgelegt werden. Unterdessen wird laut Arbeitsminister Martin Bartenstein (V) Kontakt mit einem internationalen Reifenhersteller wegen der möglichen Fortführung des Standortes gesucht. Dies sei aber eher ein "Strohhalm" als eine konkrete Hoffnung, warnte Bartenstein bei einer ORF-Fernsehdiskussion am Sonntagabend. Traiskirchener Belegschaftsvertreter hatten einige Monate vor dem Schließungsbescheid Bridgestone wegen einer möglichen Übernahme des Traiskirchener Werks kontaktiert. Nach Betriebsratsaussagen soll sich Bridgestone ursprünglich interessiert gezeigt haben. Laut Conti-Vorstand Nikolin sei das Ansinnen bei Bridgestone dagegen eher "auf ein Schmunzeln" gestoßen. Bartenstein kündigte hatte am Sonntagabend darüber hinaus angekündigt, der Öffentlichkeit in den nächsten Tagen ein "Standortkonzept" für arbeitsmarktpolitische Problemregion rund um Traiskirchen vorlegen zu wollen.(APA)