Brasilia - Die Menschenrechtsverletzungen in Brasilien nehmen zu. Besonders Indios seien mit zunehmenden Angriffen auf Recht und Leben konfrontiert, heißt es einem Menschenrechtsbericht zum Jahr 2001, den das Soziale Netzwerk für Gerechtigkeit und Menschenrechte veröffentlicht hat. 23 soziale Organisationen und Basisbewegungen, darunter auch der katholische Indianermissionsrat, führten Erhebungen für den Bericht durch, heißt es am Montag in einer Aussendung der Kathpress. Die hohe Mordrate in den brasilianischen Städten wird nun sogar zu einem demografischen Problem: Junge Frauen finden immer schwerer einen Partner. "Die Waffe oder ich" Brasilianische Frauen haben unterdessen unter dem Titel "Die Waffe oder ich" eine Kampagne gegen Gewalt gestartet. An die Frauen wird appelliert, ihre Partner vom Waffengebrauch abzubringen. Waffen sind in Brasilien auf dem Schwarzmarkt leicht erhältlich, hunderttausende Männer in den Großstädten besitzen Waffen. Nach Angaben von Mariana Roquete Pinto, der Koordinatorin der Anti-Gewalt-Initiative "Viva Rio" sind die meisten Opfer zwischen 15 und 29 Jahren alt, wobei auf jede ermordete Frau 24 Männer kommen: "Deshalb haben wir sogar ein demografisches Problem". Junge Frauen in den ärmeren Schichten fänden zunehmend schwerer einen Partner. Die Anti-Gewalt-Kampagne will deutlich machen, dass Waffen keinen Schutz bedeuten, sondern banale Streitigkeiten zu Tragödien mit tödlichem Ausgang werden lassen. Statistiken belegen: Mit einer Waffe im Haus ist das Risiko von Morden unter Familienmitgliedern drei Mal höher als ohne, Unfälle durch unsachgemäßen Umgang nicht eingerechnet. Unerklärter Bürgerkrieg Vor allem die Regierung trägt laut dem Bericht Schuld an der Verschlechterung der Menschenrechtslage und der Zunahme von Gewalttaten. Sie bleibe nämlich untätig: Polizisten und andere Sicherheitskräfte, die sich des Mordes an Indios oder Gewerkschaftern schuldig gemacht hätten, gingen vor Gericht nicht selten straffrei aus. Die Regierung sorge auch nicht für die Abgrenzung ("demarcacao") der Indianergebiete und ermögliche damit Gewaltakte. Politische oder kriminelle Gewalttaten fordern in Brasilien mehr Menschenleben als die Konflikte in Ex-Jugoslawien oder dem Nahen Osten. Selbst nach offiziellen Angaben werden allein in Sao Paulo monatlich 440 Menschen ermordet, in Rio de Janeiro noch mehr. Menschenrechtsorganisationen sprechen daher von einem "unerklärten Bürgerkrieg" in den brasilianischen Großstädten. Nach Angaben der UNO liegt das Land an 11. Stelle jener Länder, in denen die meisten Menschen durch Schusswaffen sterben. (APA)