Kosovo
"Bunter Vogel" Busek: Wie Phönix aus der Asche
Schon lange vor EU-Erweiterung bekennender und praktizierender Mitteleuropäer
Wien - Nach rund 30jähriger vorwiegend, aber beileibe nicht
ausschließlich innenpolitischer Tätigkeit, die ihm fast alle Höhen
und Tiefen eines Politikerdaseins bescherte, feiert der im
vergangenen März 60 Jahre alt gewordene Erhard Busek ein spätes,
gleichwohl bemerkenswertes Comeback, diesmal auf der internationalen
Bühne als neuer Koordinator des EU-Stabilitätspaktes für den Balkan.
Passender könnte der wohl letzte Karriereschritt des Politprofis
kaum ausfallen: Schon lange vor Österreichs EU-Beitritt und der
Debatte über Erweiterungsfragen wirkte Busek grenzüberschreitend als
bekennender und praktizierender Mitteleuropäer mit besonderem
Interesse und Engagement für die Entwicklungen in Osteuropa.
Auf Grund dieser Erfahrung und Reputation war Busek auch bereits
bei der Gründung des Balkan-Stabilitätspaktes im Jahr 1999 für dessen
Leitung favorisiert worden. Letztlich setzte sich damals aber der
deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder durch, der seinen
Kanzleramtsminister Bodo Hombach quasi im letzten Moment "aus dem Hut
gezogen" und durchgesetzt hatte. Nach Hombachs Abgang in die
Privatwirtschaft führte nun kein Weg mehr an Busek vorbei.
Innenpolitisch waren es zuletzt eher die Untiefen gewesen, die
Busek ausloten musste: Um seine Position als Regierungsbeauftragter
für die EU-Erweiterung entbrannte im Vorjahr nach verbalen
Scharmützeln zwischen Busek und Jörg Haider ein erbitterter Kampf mit
der FPÖ, der schließlich mit einem bemerkenswerten Kompromiss endete:
Busek behielt seine Funktion - allerdings nur für eine
Regierungshälfte: Die Freiheitlichen betrachten ihn seither als
"nicht existent".
Erhard Busek wurde am 25. März 1941 in Wien geboren. 1964 wurde er
zweiter Klubsekretär der ÖVP im Parlament. 1968 trat er in die
Bundesleitung des Österreichischen Wirtschaftsbundes ein, wo er von
1972 bis 1976 als Generalsekretär tätig war. Von 1975 bis 1976
bekleidete Busek unter ÖVP-Chef Josef Taus auch das Amt des
ÖVP-Generalsekretärs - unvergesslich die Selbstcharakterisierung des
VP-Führungsduos durch Busek als "zwei kalte Knackwürste mit Brillen".
1976 startete Busek als Wiener ÖVP-Obmann seine Laufbahn in der
Wiener Kommunalpolitik. Als "nicht amtsführender" Stadtrat von 1976
bis 1989 - eine Wiener Spezialität, die Oppositionspolitikern einen
"Titel ohne Mittel" zuerkennt - und schließlich als
Vizebürgermeister von 1978 bis 1987 belebte er mit unkonventionellen
Ideen die Kommunalpolitik, scheiterte aber letztlich am "Volkstribun"
Helmut Zilk. Die schwere Niederlage bei den Gemeinderatswahlen 1987
ließ Buseks Stern verblassen, 1989 wurde er als Parteichef abgelöst.
Somit wieder auf der bundespolitischen Bühne verfügbar, löste
Busek, bereits als Wissenschaftssprecher einschlägig vorbelastet,
1989 Hans Tuppy als Wissenschaftsminister ab. 1991 wurde er
schließlich Nachfolger des Wahlverlierers Josef Riegler als ÖVP-Chef
und Vizekanzler der Koalitionsregierung unter SP-Kanzler Franz
Vranitzky. Obschon von diesem abschätzig als "der Sessel neben mir"
tituliert, bekannte sich der leidenschaftliche Haider-Antipode Busek
dennoch vor den Nationalratswahlen 1984 zu einer neuerlichen Großen
Koalition "ohne Wenn und Aber", was ihn Sympathien und die ÖVP
Stimmen kostete: Nach der für die ÖVP wieder mit deutlichen Verlusten
ausgegangenen Wahl blieb Busek Vizekanzler, als Fachminister
wechselte er in das Unterrichtsressort.
Und auch Busek blieb das klassische VP-Parteichef-Schicksal nicht
erspart: Schon bald nach unter seiner Führung erlittenen
Wahlniederlage setzte 1994 innerparteilich die rituelle
Obmanndiskussion ein, die schließlich zur Wahl von Wolfgang Schüssel
zum neuen Parteichef und zum Ausstieg Buseks aus der Regierung
führte. Am 9. Mai 1995 übernahm Busek wieder ein Abgeordnetenmandat
im Nationalrat, das er allerdings zwei Monate später zurücklegte.
In einem späteren Interview zeigte sich der spitzzüngige Busek,
gewohnt ironisch, "dankbar" für die Ungnade, die ihm seine Partei
damals angedeihen ließ. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven
Politik habe die ÖVP zwar nichts mehr mit ihm anzufangen gewusst, ihm
aber gerade dadurch die Möglichkeit gegeben, seine "eigene Welt"
aufzubauen. Als solche, quasi seinen dritten Lebensweg, sieht er
nämlich sein Mitteleuropa-Engagement an. Seit 1995 ist Busek
Vorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM),
seit 1996 auch Koordinator der Southeast European Cooperative
Initiative (SECI). Im April des Vorjahres schließlich übernahm er
auch das Amt des Präsident des Österreichischen College, der
Trägerorganisation des Europäischen Forum Alpbach. (APA)