Madrid - Frankreich liefert erstmals einen Terroristen der baskischen Untergrundorganisation ETA für eine befristete Zeit an Spanien aus. Wie am Montag aus Justizkreisen in Madrid verlautete, gab die französische Regierung dem Antrag Spaniens statt, den ehemaligen ETA-Führer José Javier Arizkuren Ruiz alias "Kantauri" für eine Frist von vier Monaten der spanischen Justiz zu überstellen. In dieser Zeit soll Kantauri in Spanien unter anderem wegen des Vorwurfs der Beteiligung am gescheiterten Attentat auf den spanischen König Juan Carlos im Jahr 1995 der Prozess gemacht werden. Auf diese Weise will die spanische Justiz verhindern, dass mehrere Straftaten verjähren, die Kantauri zur Last gelegt werden. Normalerweise liefert Frankreich ETA-Terroristen erst dann an Spanien aus, wenn diese ihre Strafen in Frankreich verbüßt haben. Nach einem neuen Abkommen, das Paris und Madrid im Oktober unterzeichnet hatten, ist in bestimmten Fällen auch eine vorzeitige und zeitlich befristete Auslieferung möglich. Wegen des geplanten Attentats auf den König in Palma de Mallorca waren Kantauris mutmaßliche Komplizen 1997 zu 109 Jahren Haft verurteilt worden. Sie sagten damals aus, den Monarchen mit einem Präzisionsgewehr drei Mal im Visier gehabt zu haben. Sie hätten aber nicht geschossen, weil sie ihre Flucht von der Insel Mallorca noch nicht organisiert gehabt hätten. (APA)