Wien - Der Polizist bedauerte und sinnierte: "Glühwein. Oder Punsch." Dann zeigte er mit dem Kinn ringaufwärts, zum Christkindlmarkt. "Wollen Sie Anzeige erstatten?" Markus Tripolt schluckte. "Ja. Auch wenn's nichts bringt." Die Brocken, erklärte der 33-jährige Wiener, sollten liegen bleiben: "Auch wenn sich die Ästhetik verändert hat, bleibt der Inhalt gleich."

Gerade zwei Nächte haben Tripolts Eisblöcke überlebt. Freitagabend hatte der Wiener Künstler elf Klötze - jeweils zwischen 500 Kilo und einer Tonne schwer - vor dem Parlament aufgestellt: Vor einem Jahr stellte Tripolt hier zum Tag der Menschenrechte 183 Sessel auf. Heuer ließ er sie einfrieren. Weil auch "viele Werte, für die zu kämpfen wir immer vorgegeben haben", als Folge der Anschläge vom 11. September auf Eis gelegt würden.

Wind und Wetter, so das Konzept, sollten bis zum 16. Dezember die Sessel langsam aus den Blöcken herausapern lassen. Dem sind ein paar jener "dumpf-betrunkenen Figuren zuvorgekommen, für die das Hintreten auf das Unbekannte immer die erste Reaktion ist". Dass Touristen - Wiener haben, wie die meisten Stadtbevölkerungen, kein echtes Auge für Details der eigenen Umgebung - die Botschaft auch in der zerstörten Skulptur erkannten, war deren Aufsteller wenig Trost.

Genauso wie das bedauernde Schulterzucken auf Tripolts erste Frage an den Beamten vor Ort: "Wie kann jemand unbemerkt vier 500-Kilo-Eisblöcke zerstören - vor einem Gebäude, das 24 Stunden bewacht wird?" (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.12.2001)