Erhard Buseks Wahl zum Chefkoordinator des EU-Stabilitätspaktes für den Balkan ist überraschend, erstaunlich, überaus bemerkenswert und erfreulich.

Überraschend deshalb, weil selbst Benita Ferrero-Waldner nicht damit gerechnet hat, "ihren" Kandidaten bereits am Montag beim Mittagessen der EU-Außenminister in Brüssel durchzubringen. Nicht nur die Skandinavier und die Deutschen hatten Vorbehalte gegen den Österreicher. Es gab auch einen zweiten guten Kandidaten aus Dänemark. Alles deutete darauf hin, dass es erst beim EU-Gipfel am Wochenende zum großen Stechen kommen wird.

Erstaunlich ist die Kür in der Art, wie glatt sie über die Bühne ging: Die Außenministerin hatte Buseks hohe Qualifikation und Erfahrung mit Balkan und Osteuropa hervorgestrichen. Eine Mehrheit der Minister stimmte dem gerne zu. Zu aller Verblüffung zog Dänemarks Außenminister Per Stig Moeller (der zum ersten Mal an einem Ministerrat teilnahm) seinen Kandidaten daraufhin zurück. Der Rest war Sache der Akklamation.

Daher kann als überaus bemerkenswert festgehalten werden, dass ein wichtiger Job in der Union nicht auf dem Altar der reinen Machtpolitik geopfert wird, wie das beim Busek-Vorgänger Bodo Hombach der Fall war. Der war von Kanzler Gerhard Schröder aus dem Hut gezaubert worden, nachdem er in Bonn wegen einer Affäre politisch nicht mehr zu halten gewesen war.

Für Österreich ist die Sache erfreulich. Das Außenministerium darf nach dem Temelín-Coup für sich in Anspruch nehmen, innerhalb kurzer Zeit auf EU-Ebene wieder sauber und erfolgreich gearbeitet zu haben. Diesmal wird die FPÖ sogar zufrieden sein. Mit Busek zieht der ungeliebte Regierungsbeauftragte für die EU-Erweiterung "ins Ausland". Langfristig punktet freilich die ÖVP mit ihrem Exparteichef: Der Balkan wird nach der Erweiterung das Zukunftsgebiet für die Union sein. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 11.12.2001)