Rom - Die Ermittlungen um den Tod des Globalisierungsgegners Carlo Giuliani beim G-8-Gipfel in Genua im Juli scheinen an einem Wendepunkt gelangt zu sein. Wie der Genueser Staatsanwalt, Silvio Franz, italienischen Medienberichten vom Dienstag zufolge bekannt gab, soll nicht nur der 20-jährige Carabiniere Mario Placanica auf Giuliani, der mit anderen vermummten Globalisierungsgegnern mit einem Feuerlöscher in der Hand das Polizeiauto bestürmt hatte, geschossen haben. Auch ein zweiter Carabinieri soll auf Giuliani gezielt, ihn aber nicht getroffen haben. In der Nähe der Leiche wurde eine Hülse gefunden, die nicht von Placanicas Waffe stammt. Obwohl keine Zweifel mehr bestehen, dass Placanicas Schuss den Tod des Globalisierungsgegners verursacht hatte, ordnete der Staatsanwalt weitere Ermittlungen an, um zu klären, wer auf die Demonstranten geschossen haben könnte, die das Polizeijeep bestürmten und mit Steinen bewarfen. Der Hauptverdächtigte ist der Carabiniere Dario Raffone, der am Tag von Giulianis Tod (20. Juli) mit Placanica im Auto saß. Dem Carabiniere, der auf Giuliani schoss, drohen keine Haftstrafen. Laut dem Arzt, der mit einem Gutachten für die Ermittler feststellen musste, in welchem psychologischen Zustand sich Placanica am Tag des Mordes befand, erklärte, dass der Carabiniere beim Angriff in Panik geraten war. "Er war überzeugt, dass er sterben würde", berichtete der Arzt. Seine Worte bestätigen die Ansicht von Placanicas Rechtsanwalt, wonach sein Mandant aus reiner Notwehr auf Giuliani geschossen habe. (APA)