International
Neue Erkenntnisse im Todesfall von Genua
Offenbar haben zwei Carabiniere auf den 23-jährigen Giuliani beim G-8-Gipfel geschossen
Rom - Die Ermittlungen um den Tod des Globalisierungsgegners
Carlo Giuliani beim G-8-Gipfel in Genua im Juli scheinen an einem
Wendepunkt gelangt zu sein. Wie der Genueser Staatsanwalt, Silvio
Franz, italienischen Medienberichten vom Dienstag zufolge bekannt
gab, soll nicht nur der 20-jährige Carabiniere Mario Placanica auf
Giuliani, der mit anderen vermummten Globalisierungsgegnern mit einem
Feuerlöscher in der Hand das Polizeiauto bestürmt hatte, geschossen
haben. Auch ein zweiter Carabinieri soll auf Giuliani gezielt, ihn
aber nicht getroffen haben. In der Nähe der Leiche wurde eine Hülse
gefunden, die nicht von Placanicas Waffe stammt. Obwohl keine Zweifel mehr bestehen, dass Placanicas Schuss den
Tod des Globalisierungsgegners verursacht hatte, ordnete der
Staatsanwalt weitere Ermittlungen an, um zu klären, wer auf die
Demonstranten geschossen haben könnte, die das Polizeijeep bestürmten
und mit Steinen bewarfen. Der Hauptverdächtigte ist der Carabiniere
Dario Raffone, der am Tag von Giulianis Tod (20. Juli) mit Placanica
im Auto saß.
Dem Carabiniere, der auf Giuliani schoss, drohen keine
Haftstrafen. Laut dem Arzt, der mit einem Gutachten für die Ermittler
feststellen musste, in welchem psychologischen Zustand sich Placanica
am Tag des Mordes befand, erklärte, dass der Carabiniere beim Angriff
in Panik geraten war. "Er war überzeugt, dass er sterben würde",
berichtete der Arzt. Seine Worte bestätigen die Ansicht von
Placanicas Rechtsanwalt, wonach sein Mandant aus reiner Notwehr auf
Giuliani geschossen habe. (APA)