Fast täglich wütet die "Kronen Zeitung" gegen Temelín - und den Kanzler. Besonders oft wütet die rechte Hand von "Kronen Zeitung"-Chef Hans Dichand, Lokalchef Claus Pándi. Über die Motivation und Nähe und Distanz zu FPÖ und Schüssel sprach mit ihm Eva Linsinger. Standard: Was ist das Interesse der "Kronen Zeitung" an Temelín? Pándi: Wir nehmen Temelín sehr ernst, weil unsere Leser Temelín sehr ernst nehmen. Wir bekommen unglaublich viele Zuschriften und vor allem E-Mails. Herr Dichand ist gerade quer durch Österreich gereist und hat gesehen, dass Temelín die Leute sehr bewegt. Und da spürt er, dass es eine Sache ist, wo wir als Zeitung sehr dafür eintreten müssen. STANDARD: Es soll ein Treffen zwischen Dichand und Jörg Haider zum Temelín-Thema gegeben haben. Pándi: Ich kann das nicht bestätigen. STANDARD: Bekamen Sie einen Auftrag von Dichand? Pándi: Da muss ich mit einer Legendenbildung aufräumen. So funktioniert das nicht, dass ein Befehl kommt. Herr Dichand bekommt viele Briefe, wir bekommen viele Briefe - und so wird Temelín zwangsläufig zum Thema und immer mehr zum Thema. STANDARD: Werden Sie, wie die FPÖ hofft, das Volksbegehren unterstützen? Pándi: Mit dem Wort unterstützen bin ich unglücklich - weil wir es weder unterstützen, aber es auch nicht nicht unterstützen. Wir haben das Volksbegehren weder eingebracht noch betreiben wir es. Es ist halt ein Volksbegehren, in dem sich vieles, das bei uns in der Redaktion auch so gemeint wird, wiederfindet. Das mag Zufall sein, das mag von denen, die es betreiben, Absicht sein - es ist jedenfalls so. Und daher gibt es Themenfelder, wo man ein Stück des Weges gemeinsam geht. Aber es ist keine gemeinsame Sache. STANDARD: Meinungsforscher sagen, wenn das Volksbegehren eine Erfolgschance haben will, so nur mit der "Krone". Pándi: Dass sich vielleicht der eine oder andere motivierter fühlt hinzugehen, mag sein. Aber das mit uns zu koppeln, hielte ich für unseriös. Ich glaube, dass wir keine Macht haben, sondern dass wir berichten. Besonders intensiv berichten. STANDARD: Beim Gentechnik-Volksbegehren unterschrieben am meisten Menschen dort, wo die "Krone"-Reichweite am größten ist. Pándi: Wir können einfach nur berichten - und wenn Leute hingehen wollen, gehen sie hin. Jedenfalls wird das Volksbegehren nicht unser Erfolg oder unser Misserfolg sein. STANDARD: Die "Krone" ist besonders kritisch gegenüber Kanzler Wolfgang Schüssel. Warum die heftigen Attacken? Pándi: Heftige Attacken - naja. Das eine ist - der Aufmacher "Das ist zu wenig" bezog sich auf das Auftreten des Bundeskanzlers nach dem Brüsseler Treffen, wo er gesagt hat, das sei ein Erfolg. Und die direkte Replik auf den Kanzler war der Aufmacher. Das Zweite - so heikle bilaterale Geschichten waren immer Chefsache. Und daher wenden wir uns an den Chef. STANDARD: Es ist nicht die erste Attacke. Was hat die "Krone" gegen Schüssel? Pándi: Ich kann ja nicht einen einzelnen Beamten herausfassen, sondern muss schauen, wer will, dass das so läuft. Und daher muss man an Schüssel Kritik üben. Das hat aber nichts damit zu tun, dass wir irgendwelche offenen Rechnungen via Temelín begleichen. STANDARD: Ist die Kritik besonders aggressiv? Pándi: Die Kritik ist besonders konsequent. STANDARD: Macht die "Krone" derzeit eine Kampagne? Pándi: Ich hätte mit dem Wort Kampagne kein Problem, wenn man es wertneutral sehen könnte. Nachdem Kampagne so einen unangenehmen Beigeschmack hat, mag ich das Wort nicht. Und sage - es ist ein unglaublich intensiver Einsatz. STANDARD: Kann man gegen die "Krone" Politik machen? Pándi: Wer glaubt, die Kronen Zeitung mit ihren vielen Lesern liege in ihrer Wahrnehmung der öffentlichen Meinung falsch - der kann sich täuschen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 11. Dezember 2001)