San Francisco - An den drei größten Gletschern in der
Antarktis ist im vergangenen Jahrzehnt eine rapide Eisschmelze
beobachtet worden. Die auf der Herbsttagung der Amerikanischen
Geophysikalischen Union am Montag in San Francisco vorgestellten
Zahlen einer Studie mit Hilfe europäischer Spezialsatelliten wurde
von den Fachleuten mit großer Besorgnis aufgenommen. Streckenweise
seien 45 Meter dicke Eisplatten an den Ozean verloren gegangen;
insgesamt hätten die drei Gletscher Pine Island, Thwaites und Smith
seit 1991 so viel Eis abgegeben, dass weltweit der Meeresspiegel um
0,038 Zentimeter gestiegen sei.
Die Gletscher stellen zusammen ein Drittel des Eispanzers in der
westlichen Antarktis. Sie stehen auf einem Felsfundament, das sich
unter dem Meeresspiegel befindet. Ihre Eismassen verbinden als
gefrorene Flüsse die ebenfalls unter Eis liegenden westantarktische
Platte. Bei dem derzeitigen Rückgang der Gletscher würden diese
Flüsse in 150 Jahren auftauen, hieß es. Eine völlige
Gletscherschmelze würde dramatische Auswirkungen haben: "Wenn sie
zusammenstürzen, würde der Meeresspiegel weltweit um mehr als einen
Meter ansteigen", sagte der Londoner Polarforscher Andrew Shepherd.
Ein solcher Prozess würde 1.500 Jahre dauern, was geologisch eine
kurze Zeitspanne wäre.
Die Studie widerspricht früheren Forschungen, wonach das Eis in
der Antarktis trotz der globalen Klima-Erwärmung zunehme. Die
Gletscher verlieren demnach inzwischen mehr Eis an das Meer, als
durch Schnee erneuert wird. Die genauen Ursachen sind unerforscht,
vermutet wird ein Zusammenhang mit dem so genannten Treibhauseffekt. (APA)