Beirut - Äußerungen des amerikanischen Botschafters in Beirut, Vincent Battle, über die radikale Schiiten-Organisation Hisbollah haben zu einer schweren Verstimmung im Verhältnis zwischen der libanesischen Regierung und den USA geführt. Staatspräsident Emile Lahoud sah sich zu einer Klarstellung veranlasst, dass die Hisbollah, die im Parlament über eine eigene Abgeordnetenfraktion verfügt, keine terroristisch ausgerichtete Organisation sei. Battle wies die Aussagen des (christlich-maronitischen) Staatsoberhauptes in einem Interview für einen privaten Fernsehsender als "nicht überzeugend" zurück. Das ungewöhnliche Verhalten des Diplomaten sorgt für Empörung in politischen Kreisen der libanesischen Hauptstadt. Schiitische Parlamentarier forderten die Regierung auf, den US-Botschafter zur unerwünschten Person zu erklären. Der Abgeordnete Ibrahim Bayane erklärte, Battle habe "alle Grenzen der Courtoisie" gegenüber dem höchsten Repräsentanten des Empfangsstaates überschritten. Battle hatte die Hisbollah unter anderem beschuldigt, auch Terrorakte der Palästinenser-Organisationen Hamas und "Islamischer Heiliger Krieg" gegen Israel zu steuern. Chef der pro-iranischen fundamentalistischen Hisbollah ("Partei Gottes") ist Scheich Hassan Nasrallah. Ihre Miliz verfügt über annähernd 7000 Kämpfer, kann aber gegebenenfalls weit mehr mobilisieren. Nach dem israelischen Rückzug aus dem Südlibanon im Mai 2000 war die Hisbollah-Miliz triumphierend in die von der israelischen Armee und deren Hilfsmiliz SLA ("Südlibanesische Armee") geräumten Ortschaften vorgerückt. (APA)