Nahost
Schwere Verstimmung zwischen Beirut und Washington
Libanesischer Präsident Lahoud verteidigt Hisbollah gegen amerikanische Anschuldigungen
Beirut - Äußerungen des amerikanischen Botschafters in
Beirut, Vincent Battle, über die radikale Schiiten-Organisation
Hisbollah haben zu einer schweren Verstimmung im Verhältnis zwischen
der libanesischen Regierung und den USA geführt. Staatspräsident
Emile Lahoud sah sich zu einer Klarstellung veranlasst, dass die
Hisbollah, die im Parlament über eine eigene Abgeordnetenfraktion
verfügt, keine terroristisch ausgerichtete Organisation sei. Battle
wies die Aussagen des (christlich-maronitischen) Staatsoberhauptes
in einem Interview für einen privaten Fernsehsender als "nicht
überzeugend" zurück. Das ungewöhnliche Verhalten des Diplomaten sorgt für Empörung
in politischen Kreisen der libanesischen Hauptstadt. Schiitische
Parlamentarier forderten die Regierung auf, den US-Botschafter zur
unerwünschten Person zu erklären. Der Abgeordnete Ibrahim Bayane
erklärte, Battle habe "alle Grenzen der Courtoisie" gegenüber
dem höchsten Repräsentanten des Empfangsstaates überschritten.
Battle hatte die Hisbollah unter anderem beschuldigt, auch
Terrorakte der Palästinenser-Organisationen Hamas und "Islamischer
Heiliger Krieg" gegen Israel zu steuern. Chef der pro-iranischen
fundamentalistischen Hisbollah ("Partei Gottes") ist Scheich Hassan
Nasrallah. Ihre Miliz verfügt über annähernd 7000 Kämpfer, kann aber
gegebenenfalls weit mehr mobilisieren. Nach dem israelischen Rückzug
aus dem Südlibanon im Mai 2000 war die Hisbollah-Miliz triumphierend
in die von der israelischen Armee und deren Hilfsmiliz SLA
("Südlibanesische Armee") geräumten Ortschaften vorgerückt. (APA)