London - Lobeshymnen der Kritiker haben die Weltpremiere des Fantasy-Films "Der Herr der Ringe" in London begleitet. Der Tenor in der britischen Presse war am Dienstag: "Hotter than Potter" (heißer als Potter). Das dreistündige Epos nach dem fast 50 Jahre alten Kultbuch von J.R.R. Tolkien (1892-1973) gilt neben "Harry Potter und der Stein der Weisen" als Filmereignis des Jahres. "Harry Potter, pack' deinen Besen an", warnte der "Daily Express". "Sorry Harry, aber ich habe gerade einen Film gesehen, der um Klassen besser ist", urteilte die "Sun". Die "Times" ließ ihre Kritik von einem 14-Jährigen schreiben. Seine Meinung: "Viel, viel besser als Harry." Der "Guardian" sah den stellenweise grausamen Film "meilenweit entfernt vom kinderfreundlichen Harry Potter". Die kritischsten Töne kamen vom linksliberalen "Independent": "Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass Hitler diesen Film mit seinen scheußlichen Untermenschen, seinen Heimat-verwurzelten Hobbits und arischen Schönheiten gemocht hätte." Dennoch sei die Verfilmung "glänzend". Der neuseeländische Regisseur Peter Jackson (40) hat Tolkiens 1.000-Seiten-Trilogie in drei Teilen von insgesamt etwa neun Stunden Dauer verfilmt. Der erste Teil "Die Gefährten" bricht an einer spannenden Stelle ab. Erst im Dezember 2002 wird die Geschichte im zweiten Teil "Die zwei Türme" fortgesetzt. Der dritte Teil "Die Rückkehr des Königs" folgt im Dezember 2003. Alle drei Filme sind bereits abgedreht - ein enormes finanzielles Risiko. Zusammen hat das Projekt 306 Millionen Euro (4,21 Mrd. S) gekostet. Nach Einschätzung des Tolkien-Biografen Michael White hätte der Oxforder Professor den Film nicht gemocht. "Er hat alle Dinge, die mit Hollywood zu tun haben, gehasst", sagte White. Doch Tolkiens Sohn Christopher (76) bestritt Berichte, er sei gegen die Verfilmung: Er habe nur seine Zweifel, dass die Fantasiewelt seines Vaters in überzeugender Weise in Kinobilder umgesetzt werden könne. Der Regisseur Jackson sagte dazu: "Ich hoffe, dass Tolkien die Integrität des Films anerkannt hätte, aber ich bin sicher, dass er wegen einiger Änderungen ein wenig verärgert gewesen wäre." (APA)