Seit sich die Packard-Stiftung vergangenen Freitag dem Widerspruch anderer Mitglieder der Gründerfamilien Hewlett und Packard angeschlossen hat, hängt die geplante Hochzeit zwischen den Computerherstellern Hewlett-Packard (HP) und Compaq an einem seidenen Faden. Fällt der Zusammenschluss durch, wackelt auch der Stuhl von HP-Chefin Carly Fiorina, die als Architektin der Fusion gilt. Die Packard-Stiftung hält 10,4 Prozent aller HP-Aktien. Schon zuvor hatten David Packard und Walter Hewlett, die zusammen 7,5 Prozent der Aktien halten, Einspruch erhoben. Sie argumentieren, dass HP stets aus eigener Kraft gewachsen sei und so eine starke eigene Firmenkultur entwickelt hätte; Compaq sei nicht der richtige Partner für das in Silicon Valley ansässige Unternehmen. Überzeugungsarbeit Somit hängt nun alles daran, ob HP-Chefin Fiorina die verbleibende Mehrheit der Aktionäre von ihrer Strategie überzeugen kann. In den nächsten Wochen will HP diese mit Einzelheiten über den ursprünglich 25 Milliarden Dollar (28 Mrd. Euro/387 Mrd. S) teuren Kauf informieren, mit dem das fusionierte Unternehmen in die Liga des bisher unbestrittenen Branchenführers IBM aufsteigen würde. Walter Hewlett wiederum hat bereits alles in die Wege geleitet, um die Aktionäre hinter sich und seine Position zu scharen. Das jedoch könnte dazu führen, dass er seinen Sitz im HP-Vorstand aufgeben muss, da er Zugang zu Insiderinformationen besitzt. So scheint ein hässlicher Konflikt zwischen den milliardenschweren Gründerfamilien und dem HP-Management unabwendbar. Denn wenn auch die Nachkommen der beiden Gründer nicht einmal ein Viertel der Aktien repräsentieren, hat ihre Meinung dennoch großes Gewicht. Kritik am Auftreten Im Hintergrund dürfte es seitens der Familien auch Kritik am Auftreten von Carly Fiorina geben, die sich als relativ junger Star der Computerbranche stylte und mit einem großen Aktienpaket von Lucent abgeworben wurde. Kein Wunder, dass die Wall Street das "Familiendrama" mit Interesse verfolgt. Einen Krieg könnten beide Seiten vermeiden, so Analysten, wenn HP und Compaq einen Rückzieher machen würden. Das würde zwar HP teuer zu stehen kommen (die Pönale für einen Ausstieg beträgt 675 Millionen Dollar), wäre aber wahrscheinlich verhandelbar. Damit aber, so warnen andere, würde sich nichts an der schwierigen Situation beider Unternehmen ändern, die sinkende Marktanteile und Gewinneinbrüche verzeichnen. Die Fusion soll 2,5 Milliarden Dollar einsparen, unter anderem durch die Entlassung von 15.000 Mitarbeitern. (DER STANDARD, Printausgabe 12.12.2001)