Nahost
Vier Tote bei israelischem Angriff auf Gazastreifen
Armee bestätigt - Sharon kündigt weitere "gezielte Tötungen" an
Gaza/Jerusalem - Beim zweiten israelischen
Hubschrauberangriff innerhalb von zwölf Stunden sind am Dienstagabend
im Gazastreifen vier Palästinenser getötet worden. Wie Augenzeugen
berichteten, wurden mehr als 30 Zivilisten bei dem Raketenangriff
verletzt. Eine Armeesprecherin bestätigte Mittwoch früh den
Zwischenfall. Bei den Toten handelt es sich nach Angaben
palästinensischer Ärzte um zwei Angehörige der Sicherheitskräfte und
zwei Zivilisten. Acht der Verletzten befänden sich in kritischem
Zustand. In einer Erklärung des Büros des israelischen Ministerpräsidenten
Ariel Sharon hieß es dazu, Israel werde die Aktionen zur gezielten
Tötung mutmaßlicher Extremisten fortsetzen und für jeden
palästinensischen Angriff Vergeltung üben. Die palästinensische
Autonomiebehörde rief nach der Attacke die internationale
Gemeinschaft erneut auf, sich für ein Ende der "dauernden Angriffe"
einzusetzen.
Eines der Ziele in der Nähe des palästinensischen
Flüchtlingslagers Khan Yunis im südlichen Gazastreifen war offenbar
ein Gebäude, das von der Volksfront für die Befreiung Palästinas
(PFLP) genutzt wurde. Die PFLP hat sich zur Ermordung des
israelischen Tourismusministers Rehavam Zeevi bekannt und dies als
Vergeltung für die gezielte Tötung ihres Führers Mustafa Sibri
bezeichnet. Zunächst seien drei Raketen auf das Gebäude abgefeuert
worden. Nach diesem ersten Angriff seien Hunderte von Menschen zu dem
Gebäude gekommen. Bei einer zweiten Attacke mit vier Raketen seien
viele Menschen verwundet worden.
Nach Armeeangaben war es kurz vor dem Angriff in dem jüdischen
Siedlungsgebniet Gush Katif im Süden des Gazastreifens zu einer
heftigen Schießerei mit "Terroristen" gekommen. Die Soldaten hätten
die Männer verfolgt und getötet. Die Sprecherin wollte offiziell
nicht bestätigen, dass die Armee mit Raketen auf die flüchtenden
Palästinenser schoss.
Auch in der Nacht zum Dienstag war die israelische Armee wieder
gegen Einrichtungen der palästinensischen Autonomiebehörde
vorgegangen. Nach palästinensischen Angaben griffen Kampfhubschrauber
Gebäude palästinensischer Sicherheitskräfte im Norden des
Gazastreifens an. Unter den Zielen in den Städten Beit Lahia, Beit
Hanon und dem Flüchtlingslager Jabalia sei auch ein Stützpunkt der
Eliteeinheit "Force 17" von Palästinenserpräsident Yasser Arafat
gewesen.
Der US-Nahostvermittler Anthony Zinni schlug Israel und den
Palästinensern am Dienstagabend eine 48-stündige Feuerpause vor. In
dieser Zeit solle Palästinenserpräsident Arafat weitere Verhaftungen
der von Israel gesuchten mutmaßlichen Extremisten vornehmen, während
die israelische Armee auf Angriffe gegen Einrichtungen der
Autonomiebehörde und die Liquidierung mutmaßlicher Terroristen
verzichtet. Diesen Vorschlag machte Zinni nach Informationen der
Tageszeitung "Haaretz" am Abend bei einem Treffen der
Sicherheitschefs beider Seiten in Tel Aviv. (APA/Reuters)