Wien/Managua - Maurizio ist nierenkrank. Doch der junge Nicaraguaner hat Glück, denn er erfährt Unterstützung durch den Schauspieler Dietmar Schönherr. 78.000 Schilling pro Jahr kosten die ärztliche Behandlung und die Medikamente. "Das ist viel Geld für einen Einzelnen", gibt Schönherr zu Bedenken, doch diesem Vorbehalt setzt er die alte jüdische Weisheit entgegen: "Rettest du ein (Menschen-)Leben, rettest du die ganze Welt."Seit 17 Jahren ist der 75-Jährige in Nicaragua engagiert. Doch die Jahre konnten dem gebürtigen Tiroler nichts anhaben, im Gespräch mit dem STANDARD präsentiert er sich aktiv wie eh und je. "Die Nicaragua-Hilfe hat mich unglaublich bereichert." Seinen Ursprung hat das Unterstützungsprojekt in der sandinistischen Revolution und in der Zusammenarbeit Schönherrs mit dem ehemaligen Kulturminister und Priester Ernesto Cardenal. In der 90.000-Einwohner-Stadt Granada hat er ein internationales Kultur-und Bürgerhaus errichtet, die Casa de los Tres Mundos (Haus der drei Welten). Nach dem Hurrican Mitch baute er mit seinen Mitarbeitern das Dorf Malacatoya wieder auf. Ein neues Dorf für 1300 Menschen. Nun sammelt er Geld, damit jedes Haus einen Brunnen erhält und so die Wasserversorgung gesichert ist. Anlass von Schönherrs Wien-Besuch ist die Übergabe einer Spende von 100.000 Schilling, die die Österreichische Beamtenversicherung für ihn gesammelt hat. Bei der feierlichen Übergabe las Schönherr aus seinem Buch Die blutroten Tomaten der Rosalia Morales, einem Roman, der in Nicaragua spielt. Hauptmangel in Nicaragua: Fehlen von Investoren Schönherr sieht die Lage im "ärmsten Land Lateinamerikas" nüchtern-realistisch. Hauptmangel sei das Fehlen von Investoren, die dem Land wegen der unsicheren politischen Lage den Rücken kehrten. Selbst den Exil-Nicaraguanern in Miami sei die Situation zu instabil. "Die sind mit ihrem Geld wieder abgereist." Schönherr hält es für ein Glück, dass Daniel Ortega im November die Präsidentenwahl gegen Enrique Bolanos verloren hat. "Er ist ein verbrauchter, beschädigter Mann." Schönherr hält sich pro Jahr lediglich rund vier Wochen in Nicaragua auf. Denn "von drüben aus könnte ich sonst kein Geld organisieren". Die Organisation wird von seinen Mitarbeitern erledigt, er selbst sieht sich lediglich als "Animator". (red; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.12.2001)