Österreich
Kalb der infizierten Kuh war im Handel
Jungrind fiel nicht ins Testalter - Minister Molterer garantiert Sicherheit für Konsumenten
Wien - Der erste österreichische BSE-Fall stand am
Mittwoch, auch im Nationalrat auf der Tagesordnung. Unterdessen
wurden Details über die Verwechslung der Tierproben bekannt. Ein Kalb
- Nachkomme des infizierten Rindes - war in den Handel gekommen. Die
Ergebnisse der Referenztests aus Bern ließen weiter auf sich warten.
Experten nannten die Ergebnisse "Formalakte".Flächendeckende Kontrollen für Rinder über 30 Monate
Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer (V) versicherte im
Nationalrat, dass die flächendeckenden Kontrollen bei Rindern über 30
Monaten aufrecht bleiben. "Wir können Ihnen garantieren, dass wir
alles tun, um die Sicherheit der Konsumenten zu gewährleisten und das
wirtschaftliche Rückgrat der Rinderwirtschaft zu sichern", so
Molterer.
Minister garantiert für Sicherheit
Er könne "dem Konsumenten versichern, dass er sicher ist und dass
österreichische Produkte von österreichischen Bauern auch in Zukunft
hohe Sicherheit haben werden", erklärte Gesundheitsminister Herbert
Haupt (F). Trotz "Überkontrolle" seien aber "menschliche Irrtümer
nicht auszuschließen". Deshalb habe er sich entschlossen,
Nachschulungen anzuordnen.
Neue Erkenntnisse
Die Ermittlungen in Groß Höbarten (Bezirk Gmünd) haben neue
Erkenntnisse gebracht: So ist dank der DNA-Tests mittlerweile klar,
dass die kranke Kuh die Mutter jenes Kalbes ist, das zu der
Verwechslung der Höfe geführt hat. Das teilte Karl Reinberg, Leiter
der Staatsanwaltschaft Krems, am Mittwoch, der APA mit. Demnach
sei die Kuh nicht untergeschoben worden, Mutter- und Tochtertier
würden von dem gesperrten Hof stammen.
Gesundes Jungtier gelangte in den Handel
Ein Jungstier, der in dem betroffenen Schlachthof in Martinsberg
getötet wurde und dessen Fleisch vor dem Vorliegen des
BSE-Schnelltestergebnisses in den Handel gelangt war, löste keine
weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf. Er war laut Tests
gesund.
Kalb von der infizierter Kuh fiel nicht ins Testalter
Ein Kalb, das von der infizierten Kuh abstammt, ist in den Handel
gelangt, berichtete der "Kurier" in seiner Mittwochsausgabe. Das Tier
sei erst 27 Monate alt gewesen, daher musste kein Schnelltest
durchgeführt werden. Die Handelskette "Billa" habe das Fleisch des
Hofes aus dem Handel genommen.
Risikomaterial war entfernt
"Aus fachlichen Gründen war dieses Vorgehen korrekt", erklärte der
Veterinärdirektor von
Niederösterreich, Franz Karner. Die Tiere waren unter 30 Monate, das
Risikomaterial (Hirn, etc.) war entfernt, wie im Gesetz vorgesehen.
"Nur" 437 Rinder-Futtermittel-Proben
"Nur" 437 Rinder-Futtermittel-Proben auf Tiermehl wurden in
Österreich laut einer aktuellen Anfragebeantwortung von Molterer
gezogen, so SP-Umweltsprecherin Ulli Sima. "Da allgemein davon
ausgegangen wird, dass Tiermehl im Futter von Wiederkäuern BSE
auslöst, ist diese geringe Probenanzahl mehr als bedenklich." Dass
die Probenanzahl insgesamt gering sei, habe auch die EU-Kommission in
ihrem Bericht über einen Kontrollbesuch des Lebens- und
Veterinäramtes kürzlich scharf kritisiert.
Grüne fordern Herabsetzung des Testalters
Die Verharmlosungsstrategie des BSE-Falles durch die Minister
Haupt und Molterer sei "völlig unverständlich und unakzeptabel",
kritisierte der Landwirtschaftssprecher der Grünen, Wolfgang
Pirklhuber. Er forderte eine Herabsetzung des Mindest-Testalters der
Tiere von 30 auf 24 Monate.
Vorwurf: Keine Konsequenzen aus dem Gentechnik-Volksbegehren
Zu dem BSE-Fall hätte es nicht kommen müssen, wenn aus dem
Gentechnik-Volksbegehren von 1997 entsprechende Konsequenzen gezogen
worden wären, erklärte die Sprecherin der "Arbeitsgemeinschaft
Schöpfungsverantwortung", Isolde Schönstein, laut der katholischen
Nachrichtenagentur "Kathpress". "Eine Konsequenz wäre der kritische
Einkauf von Fleischprodukten unter Bedachtnahme auf Tierhaltung,
Transport und Verarbeitung gewesen."
Für Landwirtschaftskammern funktioniert das Kontroll-System
"Die letzten Tage haben gezeigt, dass sich unsere Bemühungen
gelohnt haben und die lückenlosen BSE-Tests funktionieren", sagte der
Vorsitzende der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern
Österreichs, Rudolf Schwarzböck, am Mittwoch bei einer
Pressekonferenz. Die Konsumenten könnten sicher sein, "dass das
System funktioniert".
Der neue Bauernbund-Präsident Fritz Grillitsch "dankt" den
Konsumenten, der Wirtschaft und dem Handel, dass nicht wie vor einem
Jahr, als es den ersten BSE-Verdachtsfall gegeben hat, eine Hysterie
ausgebrochen sei und "man überlegt vorgeht".(APA)