Graz - Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), Helmut Kramer, kann dem von der Bundesregierung geschnürten Konjunkturbelebungsprogramm einiges abgewinnen: "Die Akzente sind richtig gesetzt, über Größenordnungen kann man streiten", so Kramer am Mittwoch beim traditionellen "Konjunkturgespräch" der Raiffeisenlandesbank Steiermark. Er warnte allerdings vor zu großen Hoffnungen: Das Vorziehen von Maßnahmen sei sinnvoll, der Spielraum allerdings eng: "Das Programm entspricht im Wesentlichen, was uns vorgegeben ist." Kramer sagte, die vorgeschlagenen Maßnahmen zu Gunsten von Bildung, Qualifikation, Forschung, Erleichterungen beim Zugang zum Unternehmensberuf und Aktionen für die Bauwirtschaft seien durchaus zu begrüßen, und "natürlich wäre es schön, könnte man mehr Gelder in die Wirtschaft pumpen". Wer sich allerdings davon kurzfristige Maßnahmen erwarte, denke "nicht realistisch". Schnelle Auswirkungen seien auf "nationaler Ebene nicht zu erreichen, wenn die bisherige Budgetkonsolidierung nicht aufs Spiel gesetzt werden soll. "Wir haben nicht viel Spielraum", so Kramer. Österreich werde Deutschland mit Wachstum stechen Ausdrücklich positiv bewertete der Wifo-Chef jene Maßnahmen, die den Bundesländern abverlangt werden, wie etwa die Vorfinanzierung der Kapazitätsausweitungen von Fachhochschulen für das Jahr 2002/2003 und die Umschichtung von Wohnbauförderungsmitteln zu Gunsten der Althaussanierungen. Was die heimischen Konjunkturaussichten für 2002 betrifft, wiederholte Kramer seine Ansicht, dass Österreich mit einem Wachstum zwischen einem und 1,5 Prozent ("wahrscheinlich eher ein Prozent") noch besser abschneiden werde als etwa Deutschland. Allzu große Hoffnungen hält der Wifo-Chef für nicht angebracht: "Die Aussichten sind nicht rabenschwarz, aber sehr, sehr bewölkt". Der Wirtschaftspolitik würde in Zukunft noch "sehr gute Nerven abverlangt". Die Beschäftigungsdaten vom laufenden Winter würden "noch signifikant schlechter werden" - etwa bei der Bauwirtschaft, davon dürfe man sich allerdings "nicht beirren lassen". Für 2002 rechnet Kramer mit einem Einpendeln der Arbeitslosen bei "runden 40.000". Um überhaupt auf die magere Wachstumsrate zu kommen, muss der Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte allerdings markant ausfallen. (APA)